4 Gründe für Stress
Gemäss Studien des kanadischen Centre d’étude sur le stress humain (CESH) werden Stresshormone produziert wenn:
- man das Gefühl hat, die Situation nicht unter Kontrolle zu haben (schwacher Kontrollsinn);
- eine Situation unvorhersehbar ist (Unvorhersehbarkeit);
- eine Situation neu ist (Neuheit);
- eine Situation die Persönlichkeit bedroht (bedrohte Persönlichkeit).
Es müssen nicht alle vier Massgaben vorliegen, damit das Gehirn eine Bedrohung erkennt und eine Stressreaktion auslöst, doch je mehr Umstände eintreffen, desto stressiger kann die Situation werden.
Stress abbauen
Für eine erfolgreiche Stressbewältigung muss zunächst der Stressor identifiziert werden; anschliessend muss die Situation nach Möglichkeit geändert werden. So können chronischer Stress und sein negativer Einfluss auf die Gesundheit langfristig reduziert werden. Anpassungen der Arbeits- und Ausbildungsbedingungen sowie des Alltagslebens können oftmals Stress abbauen und die Lebensqualität verbessern.
Die Methode des CESH hilft, die richtigen Fragen zu stellen, damit die Situation verstanden und beeinflusst werden kann.
schwacher Kontrollsinn
Gefühl
Ich habe das Gefühl, keine oder nur sehr wenig Kontrolle über die Situation zu haben.
Beispiele:
Ich habe einen wichtigen Termin und stecke im Stau fest.
Ich stosse auf ein Prüfungsthema, für das ich nicht gelernt habe. Kann ich den Verlauf dieser Situation beeinflussen? Wenn ja, wie?
Fragen
- Kann ich den Verlauf dieser Situation beeinflussen? Wenn ja, wie?
- Welche Möglichkeit(en) habe ich zur Verbesserung dieser Situation?
- Was kann ich konkret tun, um mit bestimmten Aspekten dieser Situation umzugehen?
Wie reagieren?
Vorarbeit leisten für maximale Situationskontrolle (z. B. gute Prüfungsvorbereitung, Vorstellungsgespräch mit einem Verwandten üben, die Woche so planen und organisieren, damit sich Familie und Beruf leichter vereinbaren lassen, genügend Zeit für Reisen einplanen usw.).
Unvorhersehbarkeit
Gefühl
Etwas völlig Unerwartetes passiert oder ich kann nicht im Voraus wissen, was passieren wird.
Beispiele:
Ich gehe zu einem Vorstellungsgespräch in einer unbekannten Stadt.
Mein Chef hat ein wechselhaftes Temperament und hält täglich eine neue Überraschung für mich bereit.
Fragen
- Wie kann ich mich auf diese Situation vorbereiten?
- Was sind meine Bezugspunkte in dieser Situation?
- Was kann ich tun, um mehr über die Situation zu erfahren?
Wie reagieren?
Das Unvorhersehbare der Situation möglichst reduzieren (z. B. Vorerkundung bei Termin an einem unbekannten Ort, Zeitpuffer einplanen, vorausschauend handeln, Vorarbeiten für mehr Zeit für die Bewältigung des Unerwarteten, Angehörige oder Kollegen um Hilfe bitten, Wissen über Situation und über Handlungsmöglichkeiten usw.).
Neuheit
Gefühl
Es passiert etwas Neues, das ich noch nie erlebt habe.
Beispiele:
Ich muss mich in eine neue Software einarbeiten und meine Arbeitsweise komplett ändern.
Ich ziehe an einen Ort, an dem ich niemanden kenne.
Fragen
- Was weiss ich über diese Situation?
- Wo finde ich Informationen über diese neue Situation?
- Welche ähnliche Situation habe ich in der Vergangenheit erlebt?
- Wie habe ich mich daran angepasst? Was hat mir geholfen?
Wie reagieren?
Den Überraschungseffekt angesichts des Neuen reduzieren (z. B. Schulbesuch vor Beginn des Schuljahres, damit das Kind den Ort und die Lehrpersonen kennenlernt, der Einsamkeit nach einem Umzug vorbeugen, indem ich mich vorab über Gruppenfreizeitaktivitäten informiere, Kollegen mit mehr Erfahrung um Hilfe bitten usw.).
bedrohte Persönlichkeit
Gefühl
Meine Fähigkeiten und meine Persönlichkeit werden auf die Probe gestellt. Man zweifelt an meinem Können.
Beispiele:
Ein neuer Mitarbeiter hinterfragt meine Arbeitsweise und Methoden.
Eine Lehrerin kritisiert meine Art, für die Semesterprüfungen zu lernen.
Fragen
- Was kann ich tun, um mit dem Urteil anderer umzugehen?
- Was kann ich tun, um mich in dieser Situation kompetenter zu fühlen?
- Wie kann ich in den Augen anderer weiterhin glaubwürdig sein?
Wie reagieren?
Selbstvertrauen stärken, sich nicht ständig selbst in Frage stellen, an die eigenen Fähigkeiten und Kompetenzen glauben (z. B. sich an alle erfolgreich abgeschlossenen schulischen oder beruflichen Projekte erinnern, anderen erklären, warum ich so handle und weshalb es Sinn ergibt usw.).