Das Verhalten einer Person aus Ihrem Umfeld bereitet Ihnen Sorgen – was tun?
Sie merken, dass sich eine Person aus Ihrem engeren Umfeld (Vater, Mutter, Partner oder Partnerin, Kind, Freund oder Kollegin, usw.) nicht gut fühlt oder anders verhält als sonst. In den letzten Wochen konnten Sie bei dieser Person Verhaltensweisen feststellen wie:
- vernachlässigt ihren Freundeskreis und schottet sich immer mehr ab;
- ist sehr traurig;
- leidet an Schlafstörungen, hat einen verdrehten Tag-Nacht-Rhythmus;
- isst immer weniger oder aber ununterbrochen;
- konsumiert Alkohol oder Drogen, was für sie unüblich ist;
- hat Schwierigkeiten, sich auszudrücken, sucht nach Worten;
- hat Schwierigkeiten, sich zum Beispiel auf einen Film oder ein Buch zu konzentrieren;
- vergisst, ihren täglichen Aufgaben nachzugehen;
- wirkt abwesend;
- hört Stimmen oder sieht Dinge, die andere nicht wahrnehmen;
- benimmt sich seltsam, fühlt sich belauscht, überwacht;
- hegt Suizidgedanken oder macht einen Suizidversuch.
Sie wissen nicht genau, was da vor sich geht und fragen sich, was Sie tun können?
Nehmen Sie Ihr Gefühl und Ihre Beobachtungen ernst. Warten Sie nicht zu lange und ergreifen Sie die Initiative. Nachstehend einige Tipps, wie Sie die Frage angehen und Lösungen finden können.
Soweit möglich, sollten Sie Ruhe bewahren. Sprechen Sie mit der Person, um die Sie sich sorgen, und versuchen Sie zu verstehen, was gerade in ihr vorgeht.Sagen Sie ihr, dass Sie sich Sorgen machen.Sagen Sie ihr, welche unüblichen Verhaltensweisen Sie beobachtet haben.Motivieren Sie sie dazu, eine Fachperson wie die Hausärztin oder den Hausarzt aufzusuchen. Sie können ihr auch vorschlagen, sie zu begleiten, wenn sie das möchte.hier.
Die Situation kann zum Notfall werden, wenn die betroffene Person sich selbst oder andere gefährdet. In einem solchen Fall sollte unbedingt ein psychiatrischer Notfalldienst angerufen werden. Besuchen Sie unsere Seite «Vorgehen im Notfall».
Ihre Bedürfnisse als angehörige Person
Im Alltag kann es schwer sein, damit umzugehen, wenn jemand aus der Familie oder dem engeren Umfeld psychische Probleme hat. Zum Thema psychische Erkrankungen gibt es zahlreiche Vorurteile.. Daher kann es schwierig sein, über seine Probleme oder die einer angehörigen Person zu sprechen. Zu gross ist die Angst, verurteilt zu werden – zu gross ist die Scham, zu erdrückend sind die Schuldgefühle. Es besteht die Gefahr, dass man sich in sein Schneckenhaus zurückzieht und sich mit seinen Problemen abschottet.
In solchen Situationen ist es aber wichtig, dass man auch als angehörige Person mit seinen Sorgen nicht allein bleibt. Sprechen Sie mit einer Vertrauensperson aus Ihrem Umfeld oder besuchen Sie eine Selbsthilfegruppe, in der Sie Personen mit ähnlichen Erfahrungen treffen können und auf Verständnis stossen. Fachleute können Ihnen ebenfalls eine Richtung zeigen und Sie in diesen schwierigen Momenten unterstützen. Besuchen Sie unsere Seite: «Darüber sprechen».
Sich um eine gesundheitlich angeschlagene Person zu kümmern, kostet oftmals viel Energie und grosses Engagement. So kann es vorkommen, dass Sie das Wohlergehen der anderen über Ihr eigenes stellen. Tragen Sie aber auch Sorge zu sich selbst! Nur so können Sie neue Kraft gewinnen und langfristig für Ihre Lieben da sein.
Als nahestehende Person ist es wichtig, sich selbst Freiraum zu schaffen. Auch Sie brauchen mal Ruhe und Entspannung. Gehen Sie beispielsweise Ihren Freizeitaktivitäten nach, treiben Sie Sport oder gehen Sie spazieren, um den Kopf frei zu bekommen. Besuchen Sie unsere Seite: «Wie kümmere ich mich um meine psychische Gesundheit?»
Zögern Sie nicht, Hilfe in Anspruch zu nehmen, um eine psychisch angeschlagene Person aus Ihrem Umfeld bestmöglich betreuen zu können. Es ist wichtig, sich zu informieren und andere Leute miteinzubeziehen, um die bestmögliche Betreuung organisieren zu können. Die Kantone sowie öffentliche und private Institutionen und Verbände bieten zahlreiche Dienstleistungen für betreuende Angehörige an. Durchsuchen Sie unsere Datenbank hier.
Betreuende Angehörige
Das Umfeld einer kranken oder psychisch angeschlagenen Person kann bei deren Betreuung oder Pflege eine wichtige Rolle spielen. Betreuende Angehörige können äusserst wichtige Vermittler zwischen den Patientinnen und Patienten und den Pflegenden sein.
Seit einigen Jahren erhalten die betreuenden Angehörigen auch immer mehr Anerkennung. Ihre Kompetenzen und ihr Wissen über die psychisch kranke Person können den Fachleuten ermöglichen, effizienter zu handeln, was letzten Endes allen nützt.
Am 30. Oktober ist der Tag der betreuenden Angehörigen. Informationen finden Sie unter: www.betreuende-angehoerige-tag.ch.