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Veränderungen im laufe des lebens

In gewissen Zeiten unseres Lebens kommt es natürlicherweise zu grossen Veränderungen. Das ist in der Kindheit, in der Pubertät, während der Meno- oder Andropause (dem männlichen Äquivalent zur Menopause) und im Alter der Fall. Diese Lebensabschnitte stellen uns vor neue Herausforderungen und können unser psychisches Gleichgewicht durcheinander bringen.

Es gibt aber noch andere vorher- oder unvorhersehbare Ereignisse, die unsere psychische Gesundheit beeinflussen können. Darauf wird vor allem in den Kapiteln Familienleben und Berufsleben eingegangen.

Kindheit

In unseren ersten Lebensjahren wachsen wir am schnellsten. In dieser wichtigen Zeit eignet sich das Kind verschiedene Kompetenzen an, die es sein ganzes Leben lang brauchen wird. Darum ist es wichtig, auch der psychischen Gesundheit des Kindes Beachtung zu schenken. Manchmal können sich Eltern Sorgen machen oder ganz einfach Fragen zu einem Verhalten, einer Einstellung oder zu Emotionen des Kindes haben. Es ist wichtig, dass man sich traut, darüber zu sprechen, beispielsweise mit dem Kinderarzt oder der Kinderärztin, mit einer Fachperson der Mütter- und Väterberatung oder der Kindertagesstätte oder mit der Schulgesundheitsfachperson.

Jugend

Der Übergang von der Kindheit zum Erwachsenenalter ist eine bedeutende Entwicklungsphase. Die Pubertät zeichnet sich durch grosse körperliche und seelische Veränderungen aus. Auf gesellschaftlicher Ebene bestätigen die Jugendlichen ihre Identität und Autonomie. Sie streben danach, erwachsen zu werden und sich das anzueignen, was man mit dem Erwachsensein in Verbindung bringt. Gleichzeitig wollen sie aber ihre Stellung als Kinder nicht verlieren – vor allem ihren Eltern gegenüber. Diese Ambivalenz kann zu psychischen Spannungen führen. Die meisten Kinder ziehen in diesem Lebensabschnitt auch von zu Hause aus – eine Zeit, die für die ganze Familie schwierig sein kann.

Bei den meisten Jugendlichen gehen diese Veränderungen mit Stress, Stimmungsschwankungen, körperlichen Beschwerden (Kopf-, Bauchschmerzen) und/oder Schlafstörungen einher. Solche Symptome sind in dieser Übergangsphase völlig normal. Sie sind nur vorübergehend und werden wieder abklingen.

Manchmal treten allerdings grössere psychische Probleme auf. Sie können auf eine verzerrte Selbstwahrnehmung, Beziehungsprobleme mit den Eltern und/oder mit anderen Jugendlichen, Einsamkeit oder schulische Schwierigkeiten zurückzuführen sein. Ihre Symptome sind vielfältig: Angststörungen, Depressionen, Essstörungen, Suizidgedanken, Drogenkonsum usw. Diese Probleme sind nicht unbedingt Anzeichen einer anhaltenden psychischen Störung. Allerdings ist bei Jugendlichen jede Krise ernst zu nehmen. Je nach Schweregrad kann eine Fachperson eine beginnende psychische Krankheit diagnostizieren. Je früher eine solche Krankheit erkannt und behandelt wird, desto besser sind die Erfolgsaussichten. Warten Sie deshalb nicht zu lange zu.

In solchen Situationen ist es auf jeden Fall wichtig, dass man mit seinen Problemen nicht alleine bleibt. Mit einem Freund, einer Freundin oder einer erwachsenen Vertrauensperson zu sprechen, kann gut tun. Auf der Website www.tschau.ch oder www.feel-ok.ch finden Jugendliche und junge Erwachsene nützliche Informationen.

Fachleute (Lehrpersonen, Schulgesundheitsfachperson, Leiter/innen des Jugendzentrums, Hausärztin/Hausarzt) oder Fachleute für geistige Gesundheit wie eine Psychologin oder ein Psychologe können verschiedene Hilfestellungen bieten und eine wertvolle Stütze sein.

Menopause und Andropause

Das Durchschnittsalter der Menopause oder der letzten Regelblutung liegt um die 50 Jahre. In dieser Zeit muss die Frau mit starken hormonellen Veränderungen klar kommen, die sich sowohl körperlich als auch psychisch äussern.

Die Einstellung der Produktion von Östrogen (Sexualhormon) führt häufig zu Hitzewallungen und kann die Schlaf- und Lebensqualität beeinträchtigen.

Viele Frauen leiden in dieser Zeit an starken Stimmungsschwankungen, sie sind reizbar, nervös, haben Schlafstörungen. Manchmal kann das auch zu einer Depression führen.

Wenn sich diese Anzeichen bemerkbar machen, sollte man mit jemandem darüber sprechen, beispielsweise mit einer Freundin oder einer Frauenärztin/einem Frauenarzt. Fühlt man sich stark beeinträchtigt, kann eine Fachperson für psychische Gesundheit wie eine Psychologin oder ein Psychologe geeignete Lösungsansätze liefern.

Bei den Männern kann die verminderte Produktion von Testosteron (männliches Sexualhormon) im Alter von 50 bis 60 Jahren ebenfalls körperliche und psychische Veränderungen herbeiführen. Man spricht von der Andropause, die sich durch Verlust von Muskelmasse und verminderte Libido bemerkbar macht. Auch affektive Störungen (Depression, Reizbarkeit) sind möglich. Stellt man solche Symptome fest, hilft es, mit jemandem darüber zu sprechen, beispielsweise mit der Hausärztin oder dem Hausarzt.

Alter

Mit der steigenden Lebenserwartung leben immer mehr Menschen länger, sind länger aktiv und erfreuen sich guter Gesundheit. Aus diesem Grund spricht man bei Seniorinnen und Senioren heutzutage von zwei Lebensaltern: Das dritte Alter beginnt mit 65 Jahren, mit dem Eintritt ins Rentenalter. Das vierte Alter beginnt um die 80 Jahre und kann mit einem schrittweisen Verlust der Selbstständigkeit einhergehen.

Das sind Zeiten, in denen Krankheiten, chronische Schmerzen oder Schlafstörungen auftreten können. Diese körperlichen Veränderungen können auch das psychische Wohlbefinden beeinträchtigen. Es kann vorkommen, dass in diesem Alter psychische Störungen wie Angststörungen, Depressionen oder Demenz auftreten. Manchmal hegt jemand in diesem Lebensabschnitt Suizidgedanken, was häufig ein Tabu und schwer zu verstehen ist. Daher ist es sehr wichtig, über solche Gefühle und Gedanken zu sprechen und Fachleute aufzusuchen.

Ältere Personen sind auch stärker Misshandlung, Vernachlässigung und mangelndem Respekt ausgesetzt. Solche Erlebnisse sind meist verletzend, beschämend oder traumatisierend.

Auch im Alter können psychische Probleme vorübergehend sein oder länger anhalten. Man sollte mit seinen Problemen nicht allein bleiben und mit jemandem aus seinem Umfeld oder mit Fachleuten wie der Hausärztin oder dem Hausarzt darüber sprechen. Auf diese Weise können Lösungen gefunden werden, um das Wohlbefinden im Alltag zu steigern.

Wenn es die körperliche Gesundheit erlaubt, kann die Teilnahme an Gruppenaktivitäten dazu beitragen, dass man sich umsorgt und gebraucht fühlt. In jedem Kanton gibt es ein vielfältiges Angebot für Seniorinnen und Senioren.

Mehr dazu «65+ & psychische Gesundheit» 

Familienleben

Ereignisse auf familiärer Ebene können einen Einfluss auf unser psychisches Wohlbefinden haben. Ob es sich nun um positive Ereignisse oder schwer zu verarbeitende Erlebnisse handelt (die Geburt eines Kindes, eine Trennung, eine schwere Krankheit, der Tod einer nahestehenden Person) – grosse Veränderungen können uns aus dem Gleichgewicht bringen.

Dieses Kapitel behandelt Lebensereignisse, die einen Einfluss auf unsere psychische Gesundheit haben können. Schauen Sie sich doch auch die anderen Themen unter «Psychische Gesundheit, ein Leben lang» an.

Geburt eines Kindes

Die Gesellschaft fasst Schwangerschaft und die Geburt eines Kindes als frohe Ereignisse auf. Sie können aber auch eine kritische Zeit sein, da sie viele Veränderungen mit sich bringen (schlaflose Nächte, Anpassung an ein Leben zu Dritt oder mehr, körperliche Veränderungen). Häufig ist es für eine Mutter, einen Vater oder das Elternpaar schwierig, zu diesen Problemen zu stehen und darüber zu sprechen. Zu gross ist die Angst, von der Gesellschaft verurteilt zu werden.

Die Zeit unmittelbar nach der Geburt kann für die Mutter schwierig sein. Die meisten Frauen empfinden nach der Geburt einen «Babyblues» (postpartales Stimmungstief), was ganz normal ist. Die Mutter ist oft den Tränen nah, fühlt sich inkompetent, ist besorgt und verunsichert. Solche Gefühle treten einige Tage nach der Entbindung auf und verschwinden im Allgemeinen nach zwei Wochen wieder von selbst.

Bleiben die Symptome bestehen, kann es sich um eine Wochenbettdepression (postpartale Depression) handeln. Spezialisierte Fachpersonen können der Mutter helfen. Sollte es nötig sein, werden sie und ihr Neugeborenes im Spital aufgenommen. Den Eltern kann aber auch eine Hilfe zur Seite gestellt werden, die sie bei ihren alltäglichen Aufgaben zuhause unterstützt.

Auf jeden Fall ist es wichtig, über seine Schwierigkeiten zu sprechen und punktuelle Hilfe anzunehmen. Hebammen, die Mütter- und Väterberatung und/oder Ärztinnen und Ärzte bieten ein offenes Ohr und Unterstützung.

Mehr dazu «Psychische Gesundheit & Elternschaft» 

Trennung

Eine Trennung von einer Person, zu der man eine emotionale Bindung unterhält, ist ein schwieriger Moment im Leben. Emotionale Brüche betreffen in erster Linie das Paar. Sie werden aber auch von Kindern wahrgenommen, deren Eltern sich trennen oder sich scheiden lassen. Es gibt aber auch andere Arten von Trennung, beispielsweise innerhalb der Familie oder unter Freunden.

Eine Trennung ist immer mit Stress und grosser emotionaler Belastung verbunden. Sie stellt eine Übergangsphase im Leben eines Menschen dar und zwingt ihn zur Anpassung.

Sie stellt nicht nur den Unterbruch oder Abbruch einer Beziehung zu einer anderen Person dar. Die neue Situation verlangt auch eine Neuorganisation der eigenen Lebensweise: auf rechtlicher, emotionaler, finanzieller, sozialer und manchmal auch auf elterlicher Ebene.

In diesen schwierigen Zeiten ist es wichtig, dass man bedarfsgerechte Unterstützung bekommt. Familie und Freunde sind meist die ersten, denen man sich anvertraut. Fachleute aus den Bereichen Paartherapie, Mediation, Psychologie, Psychotherapie oder aus dem medizinischen Bereich können ebenfalls eine Stütze sein.

Krankheit einer nahestehenden Person

Eine körperliche oder psychische Erkrankung des Partners oder der Partnerin, des Vaters, der Mutter, eines Kindes oder einer anderen nahestehenden Person verlangt oft viel von uns ab. Die Pflege einer kranken Person und/oder die Sorgen um sie können zur Erschöpfung führen oder eine Depression verursachen.

Diese ganz normalen Reaktionen auf schwierige Lebensumstände sind noch recht unbekannt. Solche Situationen können in jedem Alter auftreten. Man darf sich ruhig trauen, bei Krankheit einer nahestehenden Person über seine eigene Verzweiflung und Hilflosigkeit zu sprechen. Das ist kein Zeichen von Schwäche – ganz im Gegenteil! Zögern Sie nicht, mit einem Freund oder einer Freundin, mit Ihrer Hausärztin oder Ihrem Hausarzt darüber zu sprechen oder kontaktieren Sie eine Selbsthilfegruppe.

Tod einer nahestehenden Person

Wenn eine nahestehende Person aus dem Leben gerissen wird, ist das für die Hinterbliebenen ein tiefer Einschnitt. Eine endgültige, durch den Tod herbeigeführte Trennung wird als enormer emotionaler Bruch erlebt.

Ein Todesfall verlangt von den Hinterbliebenen, dass sie ihr Leben neu organisieren, vor allem, wenn sie mit der verstorbenen Person im gleichen Haushalt gelebt haben.

Um seine Traurigkeit und die Verzweiflung über den Verlust eines geliebten Menschen zu überwinden, ist es wichtig, nicht allein zu bleiben und seinen Emotionen und seinem Leid Ausdruck verleihen zu können. Eine Fachperson um Unterstützung zu bitten, kann helfen.

Berufsleben

Ein grosser Teil unseres Lebens dreht sich um die Arbeit. Sie ist ein wichtiger Bestandteil unserer Identität. Der Abbruch einer Ausbildung, der Eintritt in das Erwerbsleben, der Verlust einer Arbeitsstelle, eine Beförderung oder die bevorstehende Pensionierung können schwierige Übergänge in unserem Leben sein. Auch Veränderungen im Arbeitsumfeld sind manchmal schwer zu verarbeiten.

In solchen Übergangsphasen müssen wir uns anpassen. Sie bringen unser Leben aus dem Gleichgewicht und können die psychische Gesundheit beeinträchtigen.

Berufsleben

Die Arbeit spielt für unser psychisches Wohlbefinden eine wichtige Rolle. Eine Berufstätigkeit ist eine Einnahmequelle, kann aber auch zur Persönlichkeitsentfaltung beitragen. Sie verschafft uns einen sozialen Status, verleiht uns eine Identität und gibt uns – im besten Fall – ein Gefühl von Erfüllung. Gleichzeitig kann sie Quelle verschiedener Belastungen darstellen.

Auch das Gleichgewicht zwischen Berufs- und Privatleben ist wichtig. Zu viel Arbeit und zu wenig Erholung können psychischen Druck verursachen, was sich in Stress, Nervosität und/oder körperlichen Beschwerden wie Kopf-, Rücken- oder Bauchschmerzen niederschlagen kann.

Hält diese Situation über längere Zeit an, können sich die gesundheitlichen Probleme verschlimmern: Schlafstörungen, Erschöpfung, bis hin zu einer Depression oder einem Burn-out.

Es ist wichtig, dass man solche Alarmzeichen wahrnimmt und beispielsweise mit seiner Hausärztin oder seinem Hausarzt darüber spricht.

Arbeitsumfeld

Unsere Zufriedenheit bei der Arbeit hat einen Einfluss auf unser allgemeines Wohlbefinden. Schlechte Arbeitsbedingungen und Spannungen können die Gesundheit beeinträchtigen. Wer mit seinen Arbeitsbedingungen nicht zufrieden ist oder den gesellschaftlichen Nutzen seiner Arbeit nicht sieht, kann sich demotiviert, gestresst oder nervös fühlen sowie Schlafstörungen und/oder körperliche Beschwerden entwickeln.

Halten diese Umstände an, können sie sich in psychischen Störungen niederschlagen. Die Folgen daraus können ein geringeres Selbstwertgefühl, Erschöpfung, Angstzustände oder Depressionen sein.

In solchen Situationen ist es wichtig, mit jemandem darüber zu sprechen, zum Beispiel mit der Vertrauensärztin/dem Vertrauensarzt oder der Sozialberatung des Betriebs oder mit der Hausärztin/dem Hausarzt.

Arbeitslosigkeit

Die Arbeit ist häufig die zentrale Verbindung einer Einzelperson zur Gesellschaft. Der Abbruch einer Ausbildung oder der Verlust einer Arbeitsstelle kann als Identitätsverlust und persönliches Versagen wahrgenommen werden und zur gesellschaftlichen Isolation führen. Darum sind Jugendliche, die ihr Studium oder ihre Lehre abbrechen, und Arbeitslose öfter von psychischen Störungen betroffen als Berufstätige. Sie können an Depressionen oder Angststörungen leiden. Ob diese Symptome nur vorübergehend sind oder ob sie andauern – es ist wichtig, sie ernst zu nehmen und darüber zu sprechen.

Es kann vorkommen, dass man aufgrund einer Krankheit oder Behinderung oder einer erfolglosen Stellensuche lange Zeit ohne Beschäftigung bleibt. Über Arbeitslose kursieren viele Vorurteile (keine Lust zu arbeiten, nicht motiviert sein usw.), was ihre Schuld- und Schamgefühle nur noch verstärkt. Der Verlust einer Stelle kann uns aber alle treffen! Wir können unserer Gesellschaft jedoch auch auf andere Weise nützen, beispielsweise durch Freiwilligenarbeit in einem Verein.

Mehr dazu «Psychische Gesundheit und Arbeitslosigkeit» 

Pensionierung

Mit der Pensionierung verändert sich unser sozialer Status. Der Übertritt vom aktiven Erwerbsleben in den Ruhestand bringt Veränderungen auf Ebene der Alltagsgewohnheiten mit sich. Man hat nun viel Zeit zur Verfügung, die es anders auszufüllen gilt. Morgens nicht mehr aufstehen zu müssen und seine beruflichen Kontakte nicht mehr zu unterhalten, sind Veränderungen, die einen traurig stimmen können. Zudem kann das Gefühl aufkommen, nicht mehr gebraucht zu werden.

Es ist wichtig, dass man sich die Zeit nimmt, sich auf diesen neuen Lebensabschnitt vorzubereiten. Ein Kurs zur Vorbereitung auf den Ruhestand kann dabei hilfreich sein. Solche Kurse werden von den Betrieben selbst oder auch von Vereinen angeboten.

Auch kann es vorkommen, dass diese Zeit besonders schwer zu ertragen ist und dass man mit Angststörungen und Depressionen zu kämpfen hat. Aufgrund der Isolation, die diese neue Situation mit sich bringen kann, ist es wichtig, sein Unglücklichsein in Worte zu fassen. Vor allem sollte man in dieser Zeit nicht allein sein. Sprechen Sie darüber – zum Beispiel mit Ihrer Hausärztin oder Ihrem Hausarzt.

Mehr dazu «65+ & psychische Gesundheit» – «Übergang in den Ruhestand»

Körperliche probleme

Körperliche Gesundheitsprobleme (Unfall oder Krankheit) können auch die psychische Gesundheit beeinträchtigen. Ebenso können psychische Probleme die körperliche Genesung verlangsamen.

Körperliche und psychische Gesundheit sind also eng verbunden. Ist der Körper beeinträchtigt, sollte man darauf hören, was sich auf psychischer Ebene abspielt und umgekehrt. Mit Nahestehenden oder Fachleuten zu sprechen ermöglicht, Lösungen zu finden und sein allgemeines Wohlbefinden zu verbessern.

Unfall und psychische Gesundheit

In einen Unfall verwickelt zu sein oder einen Unfall mitzuerleben, schwere Verletzungen zu erleiden oder ein Nahtoderlebnis zu haben, verursacht enorme Angst und gibt uns ein Gefühl von Machtlosigkeit. Über die körperlichen Verletzungen hinaus kann dieser emotionale Schock auch auf psychischer Ebene schwer zu verarbeiten sein.

Gleich nach dem Unfall (in den folgenden Stunden und Tagen) kann man sich in einem enormen Stresszustand befinden. Die Symptome sind verschieden: Benommenheit, Verwirrung, Stimmungsschwankungen (Traurigkeit und Wut), Herzflattern, Übelkeit, Zittern, Kopf- oder Bauchschmerzen.

Die Gedanken kreisen um das traumatisierende Ereignis. Häufig kommt es zu Albträumen, Schlafstörungen, Trübsinn, Niedergeschlagenheit, Nervosität, Konzentrationsmangel, Angststörungen, Schuldgefühlen, Abkapselung oder auch Essstörungen.

Dieser Stresszustand ist eine normale Reaktion auf ein aussergewöhnliches Ereignis. Er kann nach dem Unfall noch einige Wochen anhalten. Meist sind die zuvor genannten Symptome und Empfindungen vorübergehend und verschwinden in den Tagen nach dem traumatischen Erlebnis langsam wieder. Wie lange die Symptome anhalten, ist von Person zu Person unterschiedlich. Auf jeden Fall braucht es Zeit, bis solche Erlebnisse verarbeitet sind. Es ist wichtig, entspannenden Tätigkeiten nachzugehen, sich nicht abzuschotten und mit nahestehenden Personen über seine Gefühle zu sprechen.

Manchmal halten diese Störungen länger an oder verschlimmern sich sogar. Die betroffene Person durchlebt das traumatisierende Ereignis immer und immer wieder. Sie ist ruhelos, hat Angst oder sogar eine Depression. In einem solchen Fall spricht man von einem «post-traumatischen Stresssymptom».

Dauern diese Symptome an und beeinträchtigen sie den Alltag, ist es wichtig, dass man sich an eine Fachperson wendet, beispielsweise an seine Hausärztin/seinen Hausarzt oder an eine Fachperson für psychische Gesundheit. Sie können einem helfen, den Unfall zu verarbeiten. Die entsprechenden Adressen in Ihrer Region finden Sie hier.

Seine traumatisierende Erfahrung kann man auch mit einer Selbsthilfegruppe teilen, also mit anderen Leuten, die Ähnliches erlebt haben. Ihnen gegenüber kann man seine Gefühle möglicherweise leichter ausdrücken, weil man sich verstanden fühlt.

Körperliche Krankheit und psychische Gesundheit

Eine angeschlagene körperliche Gesundheit kann auch einen negativen Einfluss auf die psychische Gesundheit haben. An einer schweren oder chronischen Krankheit oder an ständigen Schmerzen zu leiden, erhöht das Risiko einer psychischen Störung.
Die Diagnose einer schweren oder chronischen, ja sogar tödlichen Krankheit verursacht psychologischen Stress. Ausserdem sind die Folgen der Krankheit und die Nebenwirkungen der Behandlung oftmals schwer zu ertragen. Die Folge können Wut, Niedergeschlagenheit, Schlaflosigkeit, Konzentrationsmangel, Angststörungen und manchmal sogar eine Depression oder Suizidgedanken sein. Eine Depression kann die Symptome der körperlichen Krankheit verschlimmern und die Heilung verlangsamen.

Daher sollte man sobald als möglich mit Fachleuten (Hausärztin/Hausarzt, Pflegefachperson, Fachperson für psychische Gesundheit) darüber sprechen, was einen belastet. Eine Behandlung der psychischen Probleme kann nämlich den körperlichen Gesundheitszustand verbessern. Kümmert man sich um seine psychische Gesundheit, kann man besser mit seiner Krankheit umgehen.

Seine Krankheitserfahrungen mit einer Selbsthilfegruppe zu teilen, also mit Personen, die dieselben Beschwerden haben, kann eine grosse Entlastung sein. Das kann einem Halt und das Gefühl geben, verstanden zu werden. Zudem erhält man dort Informationen aus erster Hand, wie man mit der Krankheit besser umgehen kann.

Entsprechende Adressen in Ihrer Region finden Sie hier.

 

Sexualität

Sexualität ist Bestandteil des menschlichen Lebens. Sie trägt zum psychischen Wohlbefinden bei. Ebenso können psychische Probleme das Verlangen und das Sexualleben beeinträchtigen. Manche Personen verzichten auf Sexualität und entfalten sich in anderen Lebensbereichen. Andere leiden, weil sie Probleme mit ihrem Sexualleben haben, keine intimen Beziehungen unterhalten oder wegen ihrer sexuellen Orientierung auf Ablehnung stossen. Seine Sexualität auszuleben ist nicht immer einfach – doch man sollte sich trauen, darüber zu sprechen. 

Sexualleben

Sexualität ist Bestandteil des menschlichen Wesens und deckt das Bedürfnis nach Intimität, Liebe, Zärtlichkeit, Wärme und Nähe. Sie vereint Körper, Geist und Seele. Zudem schafft sie gesellschaftliche Beziehungen. Eine erfüllte Sexualität ist gut für die Gesundheit.

Das Verlangen, die Bedürfnisse, Emotionen und Verhaltensweisen im Zusammenhang mit dem Gefühlsleben und der Sexualität sind vielfältig und komplex. Man kann seine Sexualität auf viele verschiedene Arten ausleben.

Sexualität ist anspruchsvoll und zerbrechlich zugleich. Sie verlangt Einvernehmen und die Bemühung, sein Gegenüber zu verstehen. Stimmen die Bedürfnisse und Vorzüge der Beteiligten nicht überein, kann Sexualität viel Leid verursachen.

Es ist wichtig, sich zu informieren und über dieses Thema, das alle Menschen schon vom jüngsten Alter an betrifft, auf dem Laufenden zu bleiben. Vereine wie Sexuelle Gesundheit Schweiz (www.sexuelle-gesundheit.ch) bieten zahlreiche Informationen an und können Sie bei Bedarf beraten.

Sexualität und psychische Gesundheit

Eine erfüllte Sexualität trägt zum psychischen Wohlbefinden bei. Ein nicht befriedigendes oder schwieriges Sexualleben hingegen kann die Ursache psychischer Probleme oder von Niedergeschlagenheit sein. Beziehungsprobleme, sexuelle Störungen (körperliche oder emotionale) oder Unfruchtbarkeit können die psychische Gesundheit aus dem Gleichgewicht bringen.

Der gesellschaftliche Druck auf die sexuelle Aktivität, auf die Geschlechterrollen, auf das Körperbild oder auch auf die sexuelle Orientierung kann manchmal zu Problemen führen – vor allem bei den Jugendlichen. Frauen können mit besonderen Belastungen zu tun haben, beispielsweise mit einer Schwangerschaft oder einem Schwangerschaftsabbruch, was ihr psychisches Wohlbefinden ebenfalls beeinflussen kann.

Es ist wichtig, diesen Fragen rund um die Sexualität aufmerksam zu begegnen und nicht zu zögern, sich an ein Zentrum für sexuelle Gesundheit zu wenden. Die entsprechenden Adressen finden Sie hier. Sie können sich auch an eine Fachperson für Sexologie oder Sexualtherapie Ihrer Region wenden.

Psychische Störungen und Sexualität

Die Sexualität wird von einer Vielzahl von Elementen beeinflusst. Eine angeschlagene psychische Gesundheit, Müdigkeit, Stress oder psychische Probleme können die Lust und das Sexualleben negativ beeinträchtigen.

Zwischenmenschliche Beziehungen und Emotionen sind in schweren Zeiten meist schwieriger auszuleben. Ein erfülltes Beziehungs- und Sexualleben mit seinen eigenen Verwundbarkeiten unter einen Hut zu bringen, kann im Alltag eine wahre Herausforderung sein.

Medikamente zur Behandlung gewisser psychischer Störungen können Nebenwirkungen wie verringerte Libido,  Erregungs- und Orgasmusschwierigkeiten bei beiden Geschlechtern haben und die Sexualität beeinträchtigen. Bei solchen Problemen kann die medikamentöse Therapie angepasst werden. Es ist wichtig sich zu trauen, mit einer medizinischen Fachperson oder einer Fachperson eines Zentrums für sexuelle Gesundheit darüber zu sprechen, um eine zufriedenstellende Lösung zu finden.

Fehlendes Sexualleben

Manchmal kann es die freie Entscheidung eines Menschen sein, auf ein aktives Sexualleben zu verzichten. Es gibt andere Formen der Selbstverwirklichung, die ein erfülltes Leben ermöglichen. Geistige oder emotionale Befriedigung und persönliche Entfaltung können auch über kreative, kulturelle oder soziale Aktivitäten erlangt werden. Sich weiterbilden und etwas Neues lernen trägt zur Entwicklung der eigenen Kompetenzen bei und regt den Geist an. Freundschaftliche Beziehungen ermöglichen ein emotionales Leben ausserhalb einer traditionellen Paarbeziehung. Ebenso gibt es Paare, die keine sexuelle Beziehung haben.

Es kann vorkommen, dass eine Krankheit, eine Behinderung, eine schlechte Erfahrung oder Probleme bei der Partnersuche jemandem ein erfülltes Sexualleben erschweren. Solche Situationen können für Betroffene belastend sein. Man sollte sich trauen, mit einer medizinischen Fachperson oder einer Fachperson eines Zentrums für sexuelle Gesundheit zu sprechen (Adressen finden Sie hier).

Sexuelle Orientierung und Geschlechtsidentität

Unsere Gesellschaft tut sich schwer damit, «Anderssein» zu akzeptieren und tendiert dazu, Menschen, die als «anders» gelten, auszugrenzen.

Vor diesem Hintergrund ist es nicht einfach, schwul, lesbisch oder bisexuell zu sein und ein erfülltes Sexualleben zu haben. Ebenso kann es schwierig sein, sich im falschen Körper zu fühlen. Sich wegen seiner sexuellen Orientierung und/oder seiner Geschlechtsidentität anders zu fühlen, kann dazu führen, dass die betroffene Person auf Ablehnung oder Unverständnis seitens ihrer Familie, ihres Umfelds oder auch der Gesellschaft stösst. Sie kann verbale oder sogar tätliche Angriffe erfahren.

Solche negativen Erlebnisse können traumatisierend sein. Sie verursachen psychisches Leid, rufen Angststörungen oder Soziophobien (die Angst vor anderen Menschen) hervor und führen zur Isolation. Sie können zu Depressionen oder sogar zu Selbstmordgedanken und -versuchen führen.

Es ist wichtig, mit seinem Leid nicht allein zu bleiben und mit einer Vertrauensperson oder einer Fachperson darüber zu sprechen. LGBT-Vereine (LGBT = Lesbian, Gay, Bisexual and Transgender) können Sie beraten und Ihnen helfen. In Selbsthilfegruppen, bei denen Personen mit ähnlichen oder gleichen Lebenserfahrungen zusammenkommen, kann man seine Erfahrungen austauschen, sich verstanden und weniger allein fühlen. Adressen aus Ihrer Region finden Sie hier.

Migration

Sein Zuhause verlassen, in ein fremdes Land oder in eine andere Region ziehen… Das ist eine grosse Herausforderung, die enorme Veränderungen mit sich bringt. Eine neue Sprache, eine andere Kultur, andere Gewohnheiten… All das kann einen aus dem Gleichgewicht bringen und die psychische Gesundheit beeinträchtigen.

Seine Heimat verlassen, um anderswo zu leben, kann eine bereichernde, aber auch eine belastende Erfahrung sein. Welchen Grund auch immer die Auswanderung hat (neue Arbeitsstelle, bessere Lebensbedingungen, Flucht vor Krieg usw.) – sie verlangt, dass man seine Gewohnheiten ändert und sich ganz neu ausrichtet. Die wegziehende Person muss auch mit der Entfernung von ihrer Familie und ihrem Umfeld – manchmal sogar mit dem Verlust dieser Menschen – klarkommen.

Die Lebensumstände im neuen Land, die ungewisse Zukunft, aber auch Integrationsschwierigkeiten oder das Gefühl, von den Einheimischen abgelehnt zu werden, beeinflussen stark die Lebensqualität der Betroffenen. All das kann den Alltag erschweren und psychisch schwer zu verkraften sein.

Ausserdem können die Gründe, die jemanden zur Auswanderung getrieben haben, und die oftmals traumatisierenden Erlebnisse in der Heimat (Krieg, Hunger usw.) oder auf dem Weg ins Exil die psychische Gesundheit beeinträchtigen. Von seiner Familie getrennt sein, die oftmals unter prekären Umständen im Heimatland zurückgelassen wird… Keine Nachrichten von seinen Angehörigen haben… All das sind für die Personen im Exil schwierige Situationen.

Der physische und psychische Gesundheitszustand von eingewanderten Personen ist im Allgemeinen schlechter als der der hiesigen Bevölkerung. Sie leiden beispielsweise häufiger unter Depressionen. Zudem erschweren Sprachbarrieren oder die Unkenntnis über die Abläufe im neuen Land den Zugang zu Informationen und zu den medizinischen Diensten.

Doch es gibt Lösungen für all diese Probleme – sie müssen nicht allein bewältigt werden. Migrationsdienste und -vereinigungen helfen dabei, die Abläufe im neuen Land zu verstehen. Zudem erteilen sie Betroffenen Ratschläge zu spezifischen Situationen. Sie können Betroffene auch an Fachpersonen weiterleiten. Durchstöbern Sie unsere Datenbank hier.

Auf der Website www.migesplus.ch des Roten Kreuzes finden Sie viele wertvolle Informationen.

Gewalt, misshandlung, missbrauch

Gewalt, Misshandlung und emotionaler oder sexueller Missbrauch können die körperliche und/oder geistige Gesundheit der Opfer beeinträchtigen. Diesen Personen muss ein offenes Ohr geliehen und rasch geholfen werden. Die Folgen des Erlebten können mit einer entsprechenden Begleitung besser überwunden werden. Doch auch die gewaltausübenden Personen brauchen Hilfe. Sie müssen lernen, ihre Emotionen oder Impulse, Aggressivität oder sexuelle Lust in andere Bahnen zu lenken. Darum ist es wichtig, über solche Verhaltensweisen zu sprechen.

Gewalt, Misshandlung und Missbrauch kommen in allen Lebensstadien vor. Die Opfer sind vor allem schwächere Personen – Kinder und Jugendliche (Mädchen und Jungen), Frauen, Betagte oder Personen mit einer psychischen Krankheit. Personen mit einer schweren psychischen Störung sind häufiger Opfer als die übrige Bevölkerung. In diesem Zusammenhang ist aber auch zu betonen, dass Menschen mit einer psychischen Störung (zum Beispiel Schizophrenie, bipolare Störung) nicht gefährlicher sind als andere.

Misshandlung kann auf verschiedenen Ebenen stattfinden:

  • körperlich
  • psychisch / emotional
  • sexuell
  • als vorsätzliche oder unabsichtliche Vernachlässigung
  • als Belästigung (Mobbing; auch in Verbindung mit dem Internet und sozialen Medien; dann spricht man von Cybermobbing).

Einmal oder wiederholt Gewalt, Misshandlung oder Missbrauch ausgesetzt zu sein, verursacht grossen Stress und ist stark traumatisierend. Die psychischen Folgen solcher Taten können verheerend sein.

Im Allgemeinen leiden die Opfer unter Schlafstörungen, Albträumen und Ohnmachtsgefühlen, haben ein geringes Selbstwertgefühl, sind einsam, behalten ihre Sorgen für sich, ziehen sich in sich selbst zurück und haben Schwierigkeiten, positive Beziehungen zu anderen aufzubauen. In einigen Situationen kann das bis zur Depression oder gar zum Suizidversuch führen.

Manchmal verleihen die Opfer ihrem Leid durch aggressives Verhalten Ausdruck: Sie werden beispielsweise rasch wütend, tendieren zum Streiten, Lügen oder Stehlen.

Gewalt, Misshandlung und Missbrauch – Kinder und Jugendliche

Gewalt und Missbrauch können in der Kindheit und Jugend besonders häufig vorkommen, da die Kinder und Jugendlichen von Autoritätspersonen (Eltern, Angehörige, Lehrpersonen, Trainer/innen) abhängig sind. Nach der Einschulung kann es vorkommen, dass ältere Jugendliche oder Gleichaltrige Aggressionen an Schwächeren ausüben, was bis zu Dauermobbing und zum Ausschluss aus der Gruppe gehen kann. Solche Situationen können für die Opfer seelisch schwer zu verkraften sein und bis zur Depression oder sogar zum Suizid führen.

Wenn Sie misshandelt werden oder von einer solchen Situation wissen, ist es wichtig, rasch zu handeln. Je früher diesen Taten ein Ende gesetzt wird, desto rascher kann das Opfer betreut werden und das Erlebte verarbeiten. Durch eine rasche Intervention kann auch die Person, die solche Taten ausübt, begleitet werden, damit sie ihr Verhalten verstehen und zu ändern versuchen kann.

Scham und Angst hindern einen manchmal daran, solche Taten anzuzeigen. Die Situation kann aber schon verbessert werden, wenn Sie mit einer Vertrauensperson (Eltern, Freundeskreis, Vertraute usw.) oder mit einer Fachperson der Schule, aus dem medizinischen Bereich oder dem Mediationsbereich darüber sprechen. Es ist wichtig, dass Erwachsene, denen so etwas erzählt wird, die Aussagen der Kinder und Jugendlichen ernst nehmen und handeln. Die Rolle als vielleicht einziger Geheimnisträger kann sehr belastend werden.

Unter der Telefonnummer 147 werden Sie anonym und kostenlos mit Fachpersonen verbunden, die Ihnen zuhören und Sie beraten können.

Sie können sich auch an die Polizei oder an einen Kindes- und Erwachsenenschutzdienst wenden. Die entsprechenden Adressen finden Sie hier.

Gewalt, Misshandlung und Missbrauch – Paarbeziehung

Auch in einer Partnerschaft kann Gewalt vorkommen. Das geht weit über die Meinungsverschiedenheiten oder Streitigkeiten, welche die meisten Paare kennen, hinaus. Bei Gewalt in der Paarbeziehung will ein Partner oder eine Partnerin meist den anderen oder die andere dominieren.

Dabei kann es sich um körperliche, sexuelle, psychische oder ökonomische Gewalt handeln. Die Folgen für das Opfer sind verheerend: körperliche Verletzungen, psychisches Leid, Zwang, Angst, Schuld, Scham… Gewalt in der Paarbeziehung kann sogar tödlich enden.

Gewalt ist nie entschuldbar. Häusliche Gewalt gilt unter bestimmten Umständen als Offizialdelikt und wird von Amtes wegen verfolgt (Vergewaltigung, sexuelle Nötigung, einfache Körperverletzung, wiederholte Tätlichkeiten, Drohung und Nötigung). Es ist wichtig, diese Taten nicht klein zu reden oder zu denken, dass das nur vorübergehend ist. Im Allgemeinen hat die gewaltausübende Person Probleme. Sie sollte sich von einer Fachperson helfen lassen. Mittlerweile gibt es viele Täterberatungsstellen.

Wenn Sie Opfer von Gewalt in der Paarbeziehung sind, selbst Gewalt anwenden oder Zeuge solcher Gewalt werden: Bleiben Sie mit diesem Problem nicht allein. Dem muss schnellstmöglich Einhalt geboten werden. Sprechen Sie mit einer Vertrauensperson aus Ihrem Umfeld darüber oder wenden Sie sich an eine Fachperson, an eine spezialisierte Vereinigung (wie Violencequefaire.ch) oder an die Polizei. Diese können Sie beraten und Ihnen Lösungen vorschlagen. Durchsuchen Sie unsere Datenbank hier.

Gewalt, Misshandlung und Missbrauch – Betagte

Der Verlust der Selbstständigkeit und die Einsamkeit, die ab einem gewissen Alter auftreten können, machen ältere Menschen verletzlicher und führen dazu, dass sie eher Opfer von Misshandlung, Vernachlässigung oder Respektlosigkeit sind.

Die Misshandlung kann auf einer körperlichen, psychologischen, emotionalen, sexuellen oder finanziellen Ebene stattfinden. Sie kann aber auch die Folge absichtlicher oder unabsichtlicher Vernachlässigung sein.

Die misshandelnden Personen können Angehörige oder Nahestehende sein, die sich um die Betagten kümmern. In manchen Fällen sind es aber auch Fachleute.

Diese Erfahrungen sind für die Opfer oft traumatisierend und verursachen grosses psychisches Leid.

Wenn Sie Opfer von Misshandlung sind, jemanden misshandeln oder eine solche Tat bemerken, ist es wichtig, dem so rasch wie möglich einen Riegel vorzuschieben. Sprechen Sie mit einer Vertrauensperson aus Ihrem Umfeld oder mit einer Fachperson (Pflegefachperson, Arzt/Ärztin, Spitexdienst usw.) darüber. Sie können sich auch an die Polizei wenden. Senioren- und Seniorinnenvereinigungen können Ihnen ebenfalls weiterhelfen. Mehr Informationen finden Sie in unserer Datenbank hier.

Sucht

Man spricht von Sucht, wenn jemand ein unkontrollierbares Bedürfnis hat, psychoaktive Substanzen (das heisst solche, die auf das Gehirn einwirken) zu konsumieren oder beispielsweise Glücks- und Geldspielen nachzugehen. Ein Suchtverhalten hat Auswirkungen auf sämtliche Lebensbereiche – auch auf die körperliche und psychische Gesundheit. Es ist wichtig, sich mit dem zugrundeliegenden Problem baldmöglichst auseinanderzusetzen. Auch für Suchtprobleme gibt es Lösungen.

Psychoaktive Substanzen (z.B. Drogen oder Alkohol) werden aus verschiedenen Gründen konsumiert. Solche Substanzen können ein persönliches Bedürfnis stillen, beispielsweise seine Leistung zu verbessern, etwas auszuprobieren, Grenzen auszutesten usw. Der Konsum kann auch gesellschaftliche Gründe haben (Tradition, Geselligkeit usw.). Nicht alle Konsumformen sind problematisch oder gefährlich. Ausserdem kann ein Konsum oder eine Tätigkeit wie Spielen ein psychisches Problem abschwächen, zum Beispiel Angst lösen oder Ruhelosigkeit besänftigen.

Unsere Gesellschaft hat eine komplexe Einstellung gegenüber psychoaktiven Substanzen. Einige davon wie Alkohol – insbesondere Wein und Bier – sind legal und gelten sogar als Bestandteil unserer Kultur. Praktiken, die zu einem Suchtverhalten führen können wie Geld- und Glücksspiele oder Videospiele sind frei zugänglich. Andere Substanzen wie Kokain, Heroin usw. hingegen sind illegal.

Risikoreicher Konsum oder risikoreiches Verhalten

Die Substanzen können nur schwer nach ihrer Gefährlichkeit eingeteilt werden. Jede Substanz kann je nach Person und Konsumkontext mehr oder weniger gefährlich sein.

Im Allgemeinen gilt: Jeder hohe und wiederholte Konsum einer Substanz wie Alkohol, Tabak, Drogen oder Medikamente ist gesundheitsschädigend und kann zu einer physischen und psychischen Abhängigkeit führen.

Eine Sucht kann sämtliche Lebensaspekte (soziales Leben, Familien-, Berufsleben usw.) beeinträchtigen. Sie hat auch Auswirkungen auf die körperliche und psychische Gesundheit. Je stärker das Konsumbedürfnis ist, desto eher tendiert die abhängige Person dazu, dass sich alles in ihrem Leben rund um diese Substanz dreht und sie die anderen Lebensaspekte vernachlässigt.

Psychoaktive Substanzen können Schlafstörungen, Panikattacken, Angststörungen, Paranoia (= das Gefühl, verfolgt zu werden), Aggressivität, Halluzinationen oder Depressionen verursachen. Andererseits kann der plötzliche Verzicht auf die Substanz zu unangenehmen und oftmals sehr heftigen Entzugserscheinungen führen. Der Konsum psychoaktiver Substanzen kann auch bereits vorhandene psychische Störungen verstärken.

Eine substanzungebundene Abhängigkeit wie eine Spielsucht, Sexsucht, Onlinesucht, kann ausserdem zu hoher Verschuldung, Depressionen oder Straftaten führen.

Von der Sucht loskommen

Drogenkonsum, Alkoholabhängigkeit und Sucht ganz allgemein gelten in unserer Gesellschaft als verschrien. Die Suchtbetroffenen werden häufig sehr abwertend behandelt. Manche von ihnen sprechen nicht über ihr Suchtverhalten, weil sie sich schämen oder weil sie, beispielsweise beim Konsum illegaler Drogen, das Gesetz fürchten. Der Entscheid, mit dem Konsum aufzuhören, kann auch schwer fallen, weil die Substanz der konsumierenden Person ein Gefühl von Entspannung gibt oder weil die betroffene Person Angst vor Entzugserscheinungen hat. Dabei ist es wichtig, rasch zu handeln, da die meisten Suchtverhalten mit der Zeit immer problematischer werden.

Wenn Sie selbst süchtig sind oder eine Person aus ihrem Umfeld betroffen ist, können Sie sich an eine Fachperson wenden. Sie wird Ihnen zuhören und helfen. Selbsthilfegruppen, in denen sich Personen mit einem ähnlichen Hintergrund treffen, ermöglichen den Teilnehmenden, Erfahrungen auszutauschen und sich gegenseitig dabei zu unterstützen, von der Sucht loszukommen. Mehr Informationen finden Sie in unserer Datenbank hier.

Sie können auch unsere Seite «Suchtstörungen» lesen oder die Website von Sucht Schweiz besuchen.