Einsamkeit und Isolation | SantéPsy.ch

Der Mensch ist ein soziales Wesen, das sich insbesondere in seinen Beziehungen zu anderen verwirklicht. Geliebt und geschätzt zu werden und Teil eines sozialen Netzwerks zu sein, sind unverzichtbare menschliche Bedürfnisse.

Regelmässige soziale Kontakte – in der Gemeinschaft, mit Angehörigen oder über Hilfsnetzwerke – sind für unser psychisches Wohlbefinden von entscheidender Bedeutung. Im Gegensatz dazu ist soziale Isolation ein Risiko für die psychische Gesundheit, denn sie kann zum Beispiel zu Angstzuständen oder Depressionen führen.

Gewählte und erlittene Einsamkeit

Alleinsein – wenn es gewollt und kein Dauerzustand ist – kann helfen, neue Kraft zu schöpfen und mit Ruhe und Gelassenheit zu sich selbst zu finden. Gelegentliches Alleinsein kann bereichernd und anregend sein. Manche Menschen haben ein sehr ausgeprägtes Bedürfnis nach Alleinsein, andere haben ein grösseres Bedürfnis nach sozialen Kontakten.

Einsamkeit, die mit sozialer und emotionaler Isolation einhergeht, kann hingegen sehr belastend sein und die psychische und körperliche Gesundheit beeinträchtigen (Schlafstörungen, Stress, Ängste, übermässiger Konsum von Suchtmitteln usw.).

Einsamkeit und Isolation sind kein unabänderliches Schicksal

Mit der Reaktivierung des Soziallebens und dem Knüpfen neuer Kontakte ist es immer möglich, aus der Isolation herauszufinden. Es ist nie zu spät, sich wieder mit Freundinnen und Freunden in Kontakt zu setzen, die man aus den Augen verloren hat, oder neue Bekanntschaften zu schliessen.

Das ist nicht immer einfach. Für manche Menschen oder in bestimmten Lebensphasen kann es schwierig sein, zum Telefon zu greifen oder aktiv mit anderen Menschen in Kontakt zu treten. Eine Möglichkeit, die Isolation zu durchbrechen, besteht darin, über eine Freizeitaktivität, die interessant und anregend für Sie ist, neue soziale Beziehungen zu knüpfen. Auf diese Weise lernen Sie Menschen kennen, die ein gemeinsames Interesse haben und mit denen ein Austausch leichter möglich ist.

Es gibt auch Gesprächs- oder Selbsthilfegruppen mit verschiedene Unterstützungsangeboten. Bei Treffen mit Menschen, die sich in der gleichen Situation befinden, kann man sich über den Alltag und seine Gefühle austauschen. Dies vermittelt in der Regel das Gefühl, verstanden zu werden, in einer nicht wertenden Atmosphäre.

Einige Tipps, um sich weniger einsam zu fühlen

Manchmal braucht es Zeit, bis man sich eingestehen kann, dass man einsam ist, denn Einsamkeit wird oft als Stigma erlebt. Um sich weniger einsam zu fühlen, sollte man:

  • Sorge zu sich tragen: sich selber mögen und respektieren, auf sich achten und sich etwas Gutes tun (sich pflegen, sich körperlich oder künstlerisch betätigen usw.);
  • Kontakt zu anderen pflegen: bei unseren alltäglichen Begegnungen auf unsere Mitmenschen zugehen (Kolleginnen und Kollegen, Nachbarinnen und Nachbarn, auf der Strasse, beim Einkaufen usw.);
  • sich um andere kümmern: sich nützlich zu fühlen, stärkt das Selbstwertgefühl und hilft, psychisch im Gleichgewicht zu bleiben (für ältere Nachbarn einkaufen gehen, auf die Nichte aufpassen, sich in einem Tierheim engagieren usw.);
  • auf genügend Schlaf achten: Schlafmangel kann auf die Stimmung und die Gemütslage drücken und dazu führen, dass man von anderen gemieden wird!
  • herausfinden, in welchen Momenten die Einsamkeit am stärksten ist. Nach und nach Lösungen in erster Linie für diese Momente finden. Das hilft, Einsamkeit nicht mehr als Riesenproblem zu sehen, dem man sich hilflos ausgeliefert fühlt.

Es kann schwierig sein, um Hilfe zu bitten, wenn man sich allein fühlt, abgelehnt wird oder sich von der Gesellschaft zurückgezogen hat. Unabhängig von der Situation ist es immer besser, darüber zu sprechen. Man sollte sich immer vor Augen halten, dass einsam sein keine Schande ist und sich alle irgendwann in ihrem Leben einsam fühlen können.

Wenn es für Sie zu schwierig wird, mit der Situation umzugehen, sollten Sie sich professionelle Hilfe suchen und sich auf dem Weg zu mehr Gelassenheit begleiten lassen.

Interview mit einer/einem Expertin/Experten