Handlungsfähigkeit
Im Alltag nicht auf das Einfluss nehmen zu können, was für einen selbst wichtig ist, das Gefühl zu haben, nichts tun zu können, ist belastend. Es ist daher gut, wenn man aus diesem Gefühl der Ohnmacht ausbrechen kann, indem man das «Ich kann es nicht» in ein «Ich kann es Schritt für Schritt tun» umwandelt. Manche Rahmenbedingungen – insbesondere berufliche – lassen sich kaum verändern, aber es gibt in der Regel immer kleine Dinge, auf die man Einfluss nehmen kann. Wenn es einem nicht gelingt, selbst die Ressourcen dafür zu mobilisieren, sollte man sich dabei begleiten lassen. Jede und jeder hat es jedoch selbst in der Hand und weiss, was gut für sie oder ihn ist. Dabei sollte man:
- bei der Problemermittlung mitreden und sich an der Suche nach Lösungen beteiligen können, damit es einem besser geht; dies sollte nicht nur externen Personen oder Fachleuten überlassen werden;
- erkennen, was man tun kann und wie man unter Berücksichtigung der eigenen Lebensumstände, des Umfelds und der Herausforderungen im Zusammenhang mit dem Erlebten handeln könnte;
- tätig werden, und zwar möglichst unter realistischen Bedingungen und gegebenenfalls mit der Begleitung und Unterstützung von Vertrauenspersonen.
Selbstvertrauen entwickelt sich durch Erfahrung. Man braucht also genügend Erfahrungen, um das Selbstvertrauen zu stärken. Auch wenn wir Fehler machen oder das, was wir tun, nicht perfekt ist, sollten wir trotzdem versuchen, aktiv zu sein. Es sind all diese Erfahrungen, ob gross oder klein, positiv oder negativ, die uns helfen werden, uns weiterzuentwickeln, unser Selbstvertrauen zu stärken und unsere Selbstverwirklichung zu fördern.
Selbstbestimmung
Die Entwicklung der eigenen Handlungsfähigkeit fördert die Autonomie, das Wohlbefinden, den Erwerb von Kompetenzen und ein positives Selbstbild, was gut für die psychische Gesundheit ist. Die Handlungsfähigkeit stärkt auch das Gefühl, dass man sein Leben gestalten kann, was wichtig ist, um sich psychisch gut zu fühlen. Sich entscheiden, teilhaben und verstehen sind drei grundlegende Elemente der Einflussnahme auf unsere direkte Umwelt.
In diesem Zusammenhang ist die Selbstbestimmung wichtig. Selbstbestimmung ist das Recht zu sagen, was man will, was einen interessiert und was man mag, und selbstbestimmt zu handeln. Es bedeutet, frei entscheiden zu können, wie man lebt, denkt und was man tut. Selbstbestimmung heisst also, die Verantwortung für die eigenen Entscheidungen und Handlungen zu übernehmen. Die Kontrolle über das eigene Leben und Verhalten zu haben, ist ein Bedürfnis, das jeder Mensch hat. Während unseres gesamten Lebens ist unser Lebensweg von Entscheidungen geprägt, die wir treffen müssen. Wir haben das Bedürfnis, Kontrolle über unser Leben auszuüben und es nach unseren eigenen Massstäben zu gestalten. Deshalb kann uns das Gefühl, dass andere Menschen Entscheidungen für uns treffen, aufs Gemüt schlagen.
Auch wenn unsere Autonomie abnimmt oder wir im Alltag auf Hilfe angewiesen sind, muss unser Recht auf Selbstbestimmung gewährleistet sein. Selbstbestimmt handeln zu können, vermittelt das Gefühl, sein Leben selbst in der Hand zu haben, und stärkt das Selbstwertgefühl und das Selbstvertrauen. Dies hilft, die Höhen, aber vor allem die Tiefen des Lebens besser zu meistern. Das Gefühl zu haben, dass andere Menschen Entscheidungen für einen treffen, kann zu Frustration führen und sich negativ auf unsere psychische Gesundheit auswirken. Wenn Sie sich in einer solchen Situation befinden, sollten Sie sich helfen lassen und mit einer Vertrauensperson über ihre Gefühle sprechen.