Diskriminierung | SantéPsy.ch

Wir leben in einer Gesellschaft, in der immer mehr Menschen mit unterschiedlichem Hintergrund zusammenkommen. Die Achtung der Vielfalt ist ein Grundwert unserer Gesellschaft. Manche Menschen werden z. B. aufgrund ihres Alters, ihrer Kultur, ihrer Religion, ihrer Geschlechtsidentität, ihrer sexuellen Orientierung oder einer Behinderung ausgegrenzt.

Stigmatisiert oder diskriminiert zu werden, wirkt sich negativ auf die psychische Gesundheit aus. Damit es uns gut geht, ist es wichtig, dass wir mit all unseren Verschiedenheiten akzeptiert werden.

 

Sich selbst sein können

Menschen mit bestimmten Wesensmerkmalen oder Schwierigkeiten erleben manchmal Geringschätzung, Herabsetzung oder Ausgrenzung von anderen. Man spricht dann von Stigmatisierung oder Diskriminierung. Dies ist sehr belastend und kann mehr oder weniger schwerwiegende psychologische und soziale Folgen haben, zum Beispiel:

  • Mangelndes Selbstwertgefühl, Neigung, sich selbst klein zu machen,
  • Scham- oder Schuldgefühle,
  • Einsamkeit und soziale Isolation,
  • Mühe mit dem Zugang zu gewissen Leistungen (Bildung, Wohnen, Arbeit, Freizeit, Gesundheitsversorgung usw.),
  • Depressionen,
  • Ablehnung, Ausgrenzung,
  • mangelnde Wertschätzung und soziale Abwertung.

In unserer Gesellschaft ist es nicht immer leicht, seinen Platz zu finden. Besonders schwierig kann die Situation für Menschen sein, die in mehrfacher Hinsicht als andersartig angesehen werden. Das Erleben verschiedener Formen von Diskriminierung wirkt sich oft noch negativer auf die psychische Gesundheit aus.

In unserem Alltag Vielfalt zu erleben bedeutet, auf unterschiedliche Menschen, Kulturen und Bräuche zu treffen. Die Akzeptanz dieser Vielfalt ermöglicht es jeder und jedem Einzelnen, von der positiven sozialen Unterstützung und vom Wohlwollen anderer zu profitieren. Sich selbst sein zu können, ohne Angst vor Diskriminierung haben zu müssen, und auf die Unterstützung anderer zählen zu können, sind wichtige Voraussetzungen für die psychische Gesundheit.

In einem Land, das die Achtung aller Menschen unabhängig von ihrer Religion, ihrem Aussehen, ihrer Geschlechtsidentität, ihrer sexuellen Orientierung oder ihrem sozioökonomischen Status gesetzlich garantiert, ermöglicht der Respekt vor anderen Menschen und die Akzeptanz von Verschiedenheit ein Leben in Harmonie.

Rolle jeder Person

Jede und jeder von uns hat einen Beitrag zu leisten, um niemanden aufgrund bestimmter Wesensmerkmale auszuschliessen. Wichtig ist dabei:

  • sich alle Vorteile einer vielfältigen Gesellschaft wie oben beschrieben vor Augen halten;
  • sich bewusst machen, dass ausgrenzende Verhaltensweisen durch Angst vor oder Ablehnung von Andersartigkeit motiviert sein können;
  • eine Person nicht über ein einziges Wesensmerkmal definieren, sondern sie mit all ihren Charakteristiken annehmen;
  • Verallgemeinerungen und Stereotypen vermeiden und auf zuverlässige Informationsquellen setzen;
  • über die eigenen Wahrnehmungen und die Folgen von Worten und Taten nachdenken;
  • nicht passive Zuschauerin oder passiver Zuschauer sein: Wenn man unfaires Verhalten (Spott, Bemerkungen) beobachtet, muss man reagieren. Diskriminierendes Verhalten sollten nicht banalisiert, sondern gemeldet und diskutiert werden;
  • unsere Vorstellungen und Vorurteile hinterfragen, da sie Auswirkungen auf die Art und Weise haben, wie wir mit den Betroffenen interagieren;
  • Personen unterstützen, die sich möglicherweise stigmatisiert fühlen, und ihnen klarmachen, dass sie nicht selber schuld sind.

Wer Diskriminierung oder Stigmatisierung erfährt, sollte sich trauen, darüber zu sprechen, und sich Hilfe holen. Verschiedene Organisationen oder Selbsthilfegruppen können je nach Problematik Unterstützung bieten. Die Zugehörigkeit zu oder die Identifikation mit einer Gemeinschaft oder Gruppe von anderen Betroffenen kann das Selbstvertrauen und das Selbstwertgefühl stärken, die Isolation durchbrechen und so dazu beitragen, dass man sich besser fühlt.

Interview mit einer/einem Expertin/Experten