Persönliches Wohlbefinden und Partnerschaft | SantéPsy.ch

Das Kleinkind steht im Mittelpunkt der elterlichen Aufmerksamkeit, und von den Eltern wird viel Energie verlangt. Hinzu kommen weitere Herausforderungen des täglichen Lebens (Arbeit, Hausarbeit, …).

In diesem Zusammenhang ist es schwierig, etwas Zeit für sich selbst zu finden oder sich der Zweisamkeit zu widmen. Diese Situation kann die Stimmung und die psychische Gesundheit beeinträchtigen.

Momente für sich selbst

Die Veränderungen im Zusammenhang mit der Geburt und den ersten Lebensjahren eines Kindes (siehe auch Kapitel «Eltern werden») bedeuten viele Anpassungen im Alltag (siehe auch Kapitel «Familienorganisation»). Für die Betreuung des Kindes und die Bewältigung des Alltags wird viel Energie aufgewendet. Somit kann es schwierig sein, Sport zu treiben oder kulturell aktiv zu sein, mit Freunden auszugehen oder gar ein Buch zu lesen, so wie Sie es vor der Geburt Ihres Kindes getan haben. Dies kann Verlust- oder Trauergefühle auslösen, obwohl Elternsein auch glücklich macht. Diese Gefühle sind völlig normal. Sind Sie in einer Beziehung, kann es hilfreich sein, mit Ihrem Partner darüber zu sprechen und gemeinsam darüber nachzudenken, wie jeder von Ihnen eine Freizeitaktivität beginnen oder weiterführen kann, die Ihnen guttut. Möglicherweise haben Sie Verwandte, Grosseltern, Freunde, Nachbarn, denen Sie vertrauen und die währenddessen die Betreuung Ihres Kindes übernehmen könnten. Jeder Kanton bietet Babysitter-Dienste an. Zögern Sie nicht, diese Dienste in Anspruch zu nehmen. Momente für sich selbst sind wichtig für die psychische Gesundheit und das Wohlbefinden, und sind auch im Interesse Ihres Kindes.

Dialog und Pärchenzeit

Die Geburt eines Kindes ist eine grosse Veränderung im Leben eines Paares: Der Partner ist nicht mehr nur emotionaler, sexueller, intellektueller Partner, sondern wird auch zum Elternteil. Das Paar hat weniger Zeit für gemeinsame Aktivitäten. Jeder Partner hat Erwartungen an den anderen und an die Rolle als Elternteil. Dies ist eine heikle und emotional intensive Phase für Paare. Studien zeigen, dass es im Durchschnitt zwei Jahre nach der Geburt eines Kindes dauert, bis die Zufriedenheit in der Partnerschaft/in der Beziehung zurückkehrt. Bei einigen Paaren kann es sechs Monate dauern, bei anderen vier bis fünf Jahre. Das Bewusstsein, dass diese heiklen Momente normal sind, schafft eine gewisse Gelassenheit. Es kann hilfreich sein, mit Ihrem Partner über Ihre Mutlosigkeit zu sprechen. Sie können auch mit Fachleuten reden, z. B. mit einerHebamme oder einer Pflegefachperson, oder gar mit Ihrem Hausarzt, Psychologen oder Psychiater.

Sich Zeit zu zweit zu nehmen heisst nicht, viele gemeinsame Stunden zu verbringen – das Wichtigste ist die Qualität. Jeder Partner tut sein Bestes. Der Dialog über Gefühle ist nicht einfach, aber eine der Ressourcen, die dem Paar zur Verfügung stehen. Zögern Sie nicht, die vertrauenswürdigen Ressourcen Ihrer Umgebung oder Babysitter-Dienste zu mobilisieren, um sich Zeit für Ihre Beziehung zu nehmen. Sind die Kosten für den Babysitter ein Problem, sprechen Sie dies an; vielleicht gibt es ein Arrangement, das Ihrem Budget entspricht. Sie können sich hier über finanzielle Unterstützungsmöglichkeiten für Familien informieren.

Die Geburt eines Kindes kann auch zur Trennung führen

Einige Paare trennen sich kurz vor oder nach der Geburt eines Kindes. Trennt sich das Liebespaar, bleibt das Elternpaar ein Leben lang zusammen. Die Herausforderung für jeden Partner besteht dann darin, sich nicht nur mit den Veränderungen durch die Geburt und des Elternseins, sondern auch mit den Folgen der Trennung auseinanderzusetzen. Ein emotional besonders schwieriger Moment. Fachpersonen wie Ihr Hausarzt, ein Psychologe, ein Psychiater, aber auch Eheberatungsstellen oder Spezialisten für Familienmediation können Sie in dieser schwierigen Zeit unterstützen.

Interview mit einer/einem Expertin/Experten