Übergang in den Ruhestand | SantéPsy.ch

Der Ruhestand bietet die Möglichkeit, sich zu entspannen, sich um sich selbst zu kümmern oder seinen Leidenschaften nachzugehen. Es können aber auch Schwierigkeiten auftreten: Umgang mit der zur Verfügung stehenden Zeit, Kontaktverlust zu den ehemaligen Arbeitskolleginnen und Arbeitskollegen, Veränderung des Status.

Man muss sich «neu erfinden», und das kann eine emotional heikle Herausforderung darstellen.

Vorbereitung vereinfacht den Übergang

Der Ruhestand ist der Beginn eines neuen Lebensabschnitts. Nach jahrelanger Erwerbstätigkeit bedeutet dies eine grosse Umstellung. Die neue Freiheit wird oft sehnsüchtig erwartet. Aber all diese Zeit zur Verfügung zu haben, kann auch Ängste auslösen und Schwierigkeiten bereiten. Es ist nicht immer einfach, diese «freie Zeit» zu geniessen, besonders wenn die Erwerbstätigkeit ein wichtiger Teil des Lebens war. Erwerbstätigkeit ist nicht nur eine Einkommensquelle, sie verleiht einem auch eine Rolle, eine Identität, und schafft soziale Beziehungen und eine Struktur im Alltag. Der Ruhestand ist oft auch mit einem Einkommensrückgang verbunden (siehe auch Rubrik «Niedrigerer Lebensstandard – Schuldenprobleme»). Diese Veränderungen können die Psyche beeinträchtigen und zu Angstzuständen, Traurigkeit oder «Leere» führen.

Wie gehen Sie den Ruhestand an?

Um den Übergang gelassen anzugehen, ist eine gute Vorbereitung erforderlich. Sich vorgängig mit den Veränderungen auseinanderzusetzen bedeutet weniger Überraschung, wenn die Zeit gekommen ist. Es wird empfohlen, die Möglichkeiten des Ruhestands zu planen, indem Sie die Erwerbstätigkeit durch neue Aktivitäten ersetzen und somit den Tagesablauf neu strukturieren.

Was haben Sie in Ihrem Berufsleben verpasst, was konnten Sie aus Zeitmangel nicht machen? Manche entdecken aufgegebene Interessen wieder. Andere nehmen neue Hobbys in Angriff, auch wenn es vielleicht mehrere Anläufe braucht, um die geeignete Aktivität zu finden. Freiwilliges Engagement bietet z. B. die Möglichkeit, erworbene Fähigkeiten weiterzugeben, nützlich zu sein und sich nützlich zu fühlen (siehe auch Rubrik «Seniorinnen und Senioren in der Gesellschaft»). Verbände oder Kultur- und Sportvereine bieten spannende Kurse und Aktivitäten an, die es den Teilnehmenden ermöglichen, Zeit mit anderen zu verbringen. Soziale Beziehungen sind ein wesentlicher Teil des Lebens. Dieser Aspekt wird manchmal wegen der Erwerbstätigkeit vernachlässigt. Der Ruhestand ist auch eine Gelegenheit, die Beziehungen zu den Menschen um uns herum zu stärken.

Partnerschaft

Für das Paar ist der Übergang in den Ruhestand oft mit neuen Herausforderungen verbunden, denn ein neuer Weg des Zusammenlebens muss gefunden werden. Beide Partner haben möglicherweise unterschiedliche Vorstellungen davon, wie sie ihren Ruhestand gestalten wollen. Vielleicht startet er auch nicht zur gleichen Zeit, wodurch sich Lebensstil und Lebenstempo verschieben und zu Spannungen führen können. Deshalb ist es wichtig, sich gemeinsam auf diese Phase vorzubereiten, indem über die eigenen Hoffnungen und Bedenken gesprochen wird. Sie können z. B. die Aktivitäten und Projekte festlegen, die Sie allein, zu zweit oder in einer Gruppe durchführen möchten. Zögern Sie nicht, bei Bedarf eine Paarberatung in Anspruch zu nehmen.

Unterstützung finden

Das Ende der Erwerbstätigkeit ist ein emotional heikler Übergang. Zusätzlich zu den Aktivitäten, die das Wohlbefinden fördern, ist es wichtig, bei Schwierigkeiten Unterstützung zu suchen. Manchmal reicht es schon zu wissen, dass das, was man fühlt, normal ist. Manchmal ist der Austausch mit anderen Betroffenen hilfreich. Wenn Traurigkeit und das Gefühl von Leere Sie daran hindern, die Dinge zu tun, die Sie tun möchten, suchen Sie Hilfe bei einer Fachperson und sprechen Sie mit ihr über Ihre Probleme.

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