Lebenspartnerinnen und Lebenspartner als betreuende Angehörige im Alter | SantéPsy.ch

Das Leben als Paar verändert sich im Laufe der Zeit, besonders wenn ein Partner die Rolle der oder des betreuenden Angehörigen übernimmt. Damit beide diese Veränderung in ihrer Beziehung so gut wie möglich erleben können, ist es wichtig, dass Gefühle ausgedrückt, angehört und respektiert werden.

Auch für die betreuenden Angehörigen ist es wichtig, sich jemandem anvertrauen zu können und um Unterstützung zu bitten, wenn die Belastung zu gross wird.

 

Entwicklung des Paarlebens: auf dem Weg zu einer Helfer-Beziehung

Mit zunehmendem Alter kommt es oft vor, dass sich der Gesundheitszustand eines Partners sich schneller verschlechtert als der des anderen. Während eine Person noch selbstständig leben kann, benötigt die andere möglicherweise Hilfe bei bestimmten täglichen Aktivitäten.

Manchmal verschlechtert sich das Gedächtnis oder die Problemlösefähigkeit der jeweiligen Partner nicht gleich schnell. Diese Verschlechterung kann allmählich auftreten oder plötzlich erfolgen, z. B. nach einem Unfall. In jedem Fall verändert dies das Leben und die Partnerschaft: Aus einer Paarbeziehung entsteht nach und nach eine Betreuende/-r-Betreute/r-Beziehung.

Diese Situation zu ertragen und zu akzeptieren kann für beide Partner schwer sein. Für die betreute Person kann es schmerzhaft sein, die auf ihren Gesundheitszustand zurückzuführenden Einschränkungen, aber auch die Hilfe der Ehepartnerin/des Ehepartners zu akzeptieren. Für die Person, die die Rolle der oder des betreuenden Angehörigen übernimmt, kann der Umgang mit der Abhängigkeit des Partners belastend sein. Die Person, die die Rolle der oder des betreuenden Angehörigen einnimmt, kann sich angesichts der neuen Verantwortung überfordert oder hilflos fühlen und daran zweifeln, ob sie oder er der Situation gewachsen ist .

Eine Mehrheit der Betroffenen teilt diese Gefühle; sie sind völlig normal. Für beide Partner ist es wesentlich, über die persönliche Situation und die persönlichen Schwierigkeiten, Gefühle, Zweifel, Einschränkungen und Bedürfnisse zu sprechen. Um Notfälle, Unbehagen und Missverständnisse zu vermeiden, sollten die Gespräche idealerweise vor Eintritt der Situation stattfinden, wenn beide noch gesund sind. Eine weitere Vertrauensperson ausserhalb des Paares kann ebenfalls eine wichtige Unterstützung sein. Dies kann ein Familienmitglied sein, aber auch eine Fachperson (Ärztin/Arzt, Sozialarbeiter/in, Verein für Seniorinnen und Senioren oder für betreuende Angehörige).

Verausgaben Sie sich nicht!

Betreuende Angehörige müssen darauf achten, sich bei ihrer Aufgabe nicht zu verausgaben. Zögern Sie nicht, andere Familienmitglieder (Kinder oder Enkelkinder, Neffen/Nichten, Patenkinder usw.) oder enge Freunde um Unterstützung zu bitten. Falls dies nicht möglich ist, wenden Sie sich an zuständige Unterstützungs- und Hilfsstellen. Ihre Hausärztin/Ihr Hausarzt, ein Verein für Seniorinnen und Senioren oder für betreuende Angehörige oder noch ein Sozialdienst können Ihnen bei der Suche helfen (siehe unsere Ressourcen-Seite).

Die Unterstützung erfolgt je nach Situation regelmässig oder punktuell. Als betreuende/r Angehörige/r ist es wichtig, dass Sie sich auch um Ihre eigenen Bedürfnisse kümmern und dass Sie sich eine Auszeit nehmen können, um sich zu erholen und durchzuatmen, sei es für ein paar Stunden oder für ein paar Tage – und zwar mit ruhigem Gewissen!

Vorausschauend handeln

Als betreuende/r Angehörige/r ist es auch wichtig, sich seiner Grenzen bewusst zu sein und andere Möglichkeiten in Betracht zu ziehen, bevor man selber nicht mehr kann. Vielleicht verschlechtert sich die Situation der Partnerin/des Partners? Vielleicht werden Sie nicht mehr in der Lage sein, die alltägliche Unterstützung zu leisten? Dies kann extrem schmerzhaft sein und sehr komplexe Gefühle hervorrufen, eine Mischung aus Traurigkeit, Wut, Schuldgefühlen und Erleichterung. Dies ist völlig normal. Wenn das passiert, zögern Sie nicht, einer nahestehenden Person mitzuteilen, was Sie gerade durchmachen, und sich gegebenenfalls Unterstützung von einer Fachkraft (Ärztin/Arzt, Pflegefachperson, Sozialarbeiter/in usw.) zu suchen. Sich um sich selbst zu kümmern ist wichtig und ausserdem der beste Weg, um Ihre Partnerin/Ihren Partner zu unterstützen.

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