Verschiedene Arten von sozialen Bindungen | SantéPsy.ch

Soziale Bindungen verschaffen uns die nötige materielle, praktische, informative oder emotionale Unterstützung, um unsere Bedürfnisse zu befriedigen und die Herausforderungen des Lebens zu meistern. Sie werden im Alltag durch Austausch, Interaktion und gemeinsame Momente mit anderen aufgebaut.

Es gibt verschiedene Arten von sozialen Bindungen, die bei Schwierigkeiten eine wertvolle Ressource sein können. In bestimmten Fällen können sie aber auch kräftezehrend wirken, wenn sie nicht wohlwollend oder ausgewogen sind.

Familiäre Bindungen

Familiäre Bindungen umfassen die Beziehungen zu den Familienmitgliedern: Eltern, Kinder, Brüder, Schwestern usw. Diese Beziehungen sind häufig stark und von gegenseitiger Unterstützung geprägt.

Unabhängig davon, ob diese Bindungen seit der Kindheit bestehen oder im Laufe der Zeit aufgebaut wurden, sind sie jedoch nicht immer gleichbedeutend mit Wohlwollen und Sicherheit. Bestimmte Familiendynamiken können toxisch werden, wenn sie von Manipulation, Dominanz oder Gewalt geprägt sind. In diesen Situationen ist es wichtig, sich mit Vertrauenspersonen zu umgeben,  unabhängig davon, ob sie zum Familienkreis gehören oder nicht, um Unterstützung zu bekommen und gegebenenfalls Grenzen zu setzen oder Abstand zu gewinnen und sich zu schützen.

Freundschaftliche Beziehungen

Freundschaftliche Beziehungen basieren in der Regel auf gemeinsamen Interessen, einer persönlichen Wahl und gegenseitiger Unterstützung. Sie spielen eine wichtige Rolle für das Wohlbefinden und das emotionale Gleichgewicht, da sie Raum für Austausch, Vertrauen und Zuhören bieten.

Freundschaftliche Beziehungen können jedoch wie alle Beziehungen mitunter unausgewogen oder toxisch sein, insbesondere wenn sie Manipulation, Respektlosigkeit oder ein emotionales Abhängigkeitsverhältnis beinhalten. Manche Freundschaften können übergriffig und fordernd sein oder Schuldgefühle hervorrufen, was sich negativ auf das Selbstwertgefühl auswirken kann. Es ist daher wichtig, auf die Qualität dieser Beziehungen zu achten und jene zu bevorzugen, die eine echte Unterstützung und ein Gefühl der Sicherheit bieten.

Gemeinschaftliche Bindungen

Gemeinschaftliche Bindungen entstehen in einer Gruppe oder einer Gemeinschaft wie einem Verein, einem Club oder einer Nachbarschaft. Sie stärken das Zugehörigkeitsgefühl, vermitteln ein Gefühl der Sinnhaftigkeit und der Wertschätzung, fördern die Integration und tragen somit zum psychischen Wohlbefinden bei.  Die Zugehörigkeit zu einer Gruppe kann aber auch sozialen Druck oder ein Gefühl der Verpflichtung verursachen, was für manche Personen belastend sein kann. Für das eigene Wohlbefinden ist es daher wichtig, eine Balance in seinen Beziehungen zu finden.

Berufliche Beziehungen

Diese Beziehungen entstehen im Rahmen der Arbeit oder des Studiums mit Kolleginnen und Kollegen, Arbeitgebenden oder Geschäftspartnerinnen und -partnern. Obwohl sie häufig formell sind, können sie sich zu wertvollen unterstützenden oder kooperativen Beziehungen entwickeln, insbesondere in schwierigen Zeiten. Umgekehrt können angespannte oder toxische Beziehungen Stress erzeugen, zu Isolation führen oder sogar das psychische Wohlbefinden beeinträchtigen.

Institutionelle Beziehungen

Institutionelle Beziehungen unterhalten wir mit sozialen Strukturen oder Institutionen wie Schulen, Spitälern oder sozialen Diensten. Sie ermöglichen bei Bedarf oder Unsicherheit Zugang zu Ressourcen und organisierter Unterstützung.

Online-Beziehungen

Virtuelle Interaktionen nehmen mit dem Internet und den sozialen Netzwerken einen immer grösseren Stellenwert in unseren Beziehungen ein. Sie erleichtern es, Kontakte über grosse Distanzen aufrechtzuerhalten, das soziale Netzwerk zu erweitern und Online-Gemeinschaften beizutreten. Sie ersetzen jedoch nicht immer den persönlichen Austausch. Weitere Informationen finden Sie in der Unterrubrik «Internet und soziale Bindungen».

Wissenwertes

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