Mit Beziehungsproblemen umgehen | SantéPsy.ch

Beziehungen sind nicht immer einfach, und es kann schwierig sein, mit zwischenmenschlichem Kontakt umzugehen – zum Beispiel, wenn Schüchternheit, soziale Phobie oder Konflikte die Situation belasten. Es gibt noch viele weitere Gründe, warum Beziehungen eine Herausforderung sein können: die Persönlichkeit, mangelndes Selbstvertrauen, schmerzhafte Erfahrungen in der Vergangenheit oder einfach eine andere Art, zu funktionieren.

Mitunter erscheint es ein unüberwindbares Unterfangen, Hilfe in Anspruch zu nehmen oder auf andere zuzugehen, vor allem, wenn man sich bereits in einer schwierigen Situation befindet. Es gibt jedoch in jeder Situation eine Lösung. Darüber zu sprechen, eine gewisse Distanz einzunehmen und bestimmte Strategien anzuwenden, kann helfen, diese Herausforderungen besser zu bewältigen und wieder zu einem harmonischeren Miteinander zu finden.

Mit Schüchternheit umgehen

Schüchternheit ist eine häufige und natürliche Reaktion, die mit der Angst davor zusammenhängt, was andere über uns denken. Sie kann Interaktionen erschweren, aber mit etwas Übung und Geduld lässt sie sich überwinden. Das Wichtigste ist, in seinem eigenen Tempo und ohne Druck vorzugehen. Im Folgenden einige Tipps, wie Schüchternheit überwunden werden kann:

  • Mit kleinen, einfachen Interaktionen beginnen: Eine Nachbarin grüssen oder einige Worte mit einem Ladenbesitzer wechseln. Diese einfachen Gesten können helfen, sich an soziale Kontakte zu gewöhnen und nach und nach das Selbstvertrauen zu stärken.
  • Sich vorbereiten: Wenn man sich im Voraus ein paar Gesprächsthemen oder Fragen überlegt, kann man seine Nervosität und das Gefühl, nicht zu wissen, was man sagen soll, verringern und man wird sich wohler fühlen.
  • Unvollkommenheit akzeptieren: Andere Menschen achten nicht auf jedes Detail und erwarten keine perfekte Unterhaltung. Es passiert allen ab und zu, stockend zu sprechen oder nicht zu wissen, was man sagen soll.
  • Seine persönlichen Qualitäten zur Geltung bringen: Sich seiner Stärken bewusst zu werden und sie im Alltag anzuerkennen, hilft, sich im Umgang mit anderen wohler zu fühlen.
  • Lernen, mit Stress umzugehen: Tief durchatmen, die Bedeutung von zwischenmenschlichem Kontakt relativieren und jeden Austausch als Gelegenheit sehen, dazuzulernen und Fortschritte zu machen. Weitere Informationen: «Stress & psychische Gesundheit«.

Mit der Zeit und etwas Übung werden Interaktionen immer natürlicher. Das Wichtigste ist, sich immer ein wenig mehr zu trauen!

Soziale Phobie überwinden

Soziale Phobie äussert sich in einer grossen Angst, in bestimmten Situationen – beispielsweise Sprechen vor anderen oder Kennenlernen von neuen Leuten – beurteilt, blossgestellt oder abgelehnt zu werden. Soziale Phobie kann von körperlichen Symptomen (Erröten, Zittern, Schwitzen usw.) begleitet werden und dazu führen, dass die Interaktionen Stress erzeugen. Mit geeigneten Strategien kann man jedoch mit dem Stress umgehen und gelassener werden. Beispielsweise:

  • Angstauslösende Situationen identifizieren, um sie besser zu verstehen und schwierige Momente vorherzusehen.
  • Atemtechniken anwenden, um sich zu beruhigen und den Stress vor einer Interaktion zu verringern.
  • Sich kleinen Herausforderungen stellen, um sich behutsam an unangenehme Situationen zu gewöhnen. Beispielsweise mit einem Gespräch pro Woche oder sich trauen, in der Öffentlichkeit eine Frage zu stellen.
  • Seinen inneren Monolog ändern, um sich selber gegenüber nachsichtiger zu sein, indem man negative Gedanken («Ich werde beurteilt werden») durch positive Sätze («Die Leute fühlen sich in meiner Gesellschaft wohl») ersetzt.
  • Unterstützung suchen, um besser mit dieser Angst umzugehen, indem man mit seinem Umfeld darüber spricht oder eine Fachperson aufsucht, die einem geeignete Hilfsmittel in die Hand geben kann.

Mit Beziehungskonflikten umgehen

Konflikte gehören zu menschlichen Beziehungen ebenso dazu wie Zusammenhalt und gutes Einvernehmen. Sie können aus Meinungsverschiedenheiten, unterschiedlichen Ansichten oder dem Bedürfnis, Grenzen zu setzen, entstehen. Auch wenn sie oft Stress verursachen, sind sie nicht unbedingt negativ. Wenn konstruktiv mit ihnen umgegangen wird, können sie Spannungen abbauen und sogar eine Beziehung stärken. Im Folgenden einige Anregungen:

  • Aktiv zuhören: Indem man den anderen reden lässt, ohne ihn zu unterbrechen und ihm zeigt, dass er gehört wird, werden Spannungen abgebaut.
  • Seine Bedürfnisse ruhig äussern und Grenzen setzen: Über seine Gefühle sprechen (Verwendung von «Ich» statt «Du»), um zu vermeiden, dass die andere Person in eine Abwehrhaltung gedrängt wird.
  • Nach Lösungen und nicht nach einer/einem Schuldigen suchen: Sich darauf konzentrieren, wie man die Situation verbessern kann, um gemeinsam voranzukommen, anstatt einen Streit zu beginnen.
  • Abstand nehmen: Sich einen Moment Zeit nehmen, um durchzuatmen und die Situation zu analysieren, bevor Sie das Gespräch fortgesetzt wird. Damit verhindert man, dass die Wut überhandnimmt.
  • Fehler eingestehen, wenn es gerechtfertigt ist: Indem man seine Fehler offen zugibt, kann man die Situation auf ruhiger Weise entschärfen.

Wann sollte man Hilfe suchen?

Es braucht Zeit, um den Umgang mit Beziehungsproblemen zu lernen und jeder kleine Fortschritt zählt. Es ist normal, auf Hindernisse zu stossen, alle machen ab und zu diese Erfahrung. Wenn hingegen die Schüchternheit, die soziale Phobie, die Konflikte oder andere Schwierigkeiten zu belastend werden und die eigene Entwicklung behindern, kann es hilfreich sein, mit einer Fachperson darüber zu reden. Der Blick eines Aussenstehenden und passende Ratschläge können viel bewirken.