Internet und soziale Bindungen | SantéPsy.ch

Das Internet und die sozialen Netzwerke haben unsere Art zu kommunizieren und Beziehungen aufzubauen verändert. Sie ermöglichen, Kontakte über grosse Distanzen aufrechtzuerhalten, neue Menschen kennenzulernen, sich Gemeinschaften mit gleichen Interessen anzuschliessen und online Unterstützung zu finden.

Virtuelle Interaktionen ersetzen jedoch nicht immer den persönlichen Austausch. Manchmal können sie die Einsamkeit auch verstärken oder das Selbstbewusstsein beeinflussen. Aus diesem Grund ist es für ein nachhaltiges Wohlbefinden wichtig, echte Beziehungen zu pflegen, die auf persönlichen und tiefgehenden Interaktionen beruhen.

Zahlreiche Vorteile…

Das Internet und die sozialen Netzwerke bieten zahlreiche Möglichkeiten in verschiedenen Bereichen, insbesondere indem sie den Zugang zu Informationen, Dienstleistungen und Personen erleichtern, die man möglicherweise braucht. Für Menschen, die isoliert oder introvertiert sind oder soziale Kontakte suchen, können sie eine echte Hilfe oder einen Zufluchtsort bieten. Spezielle Plattformen ermöglichen es beispielsweise, Treffen oder Ausflüge zu organisieren und neue Beziehungen zu knüpfen, sei es für Jugendliche, Erwachsene oder Seniorinnen und Senioren.

Sie können auch bei der Aufrechterhaltung von Beziehungen mit Angehörigen eine wichtige Rolle spielen. Mit ihren zahlreichen Kommunikationsmöglichkeiten und indem sie Menschen mit gleichen Interessen zusammenbringen, bieten sie für alle einen Raum für den persönlichen Ausdruck und die individuelle Entwicklung. Das Teilen künstlerischer Inhalte, die Erkundung der eigenen Identität oder einfach nur die Möglichkeit, sich auszudrücken, können das eigene Wohlbefinden steigern.

Gleichzeitig  bilden sich dank der sozialen Netzwerke echte Gemeinschaften, die auf gegenseitiger Hilfe und Solidarität beruhen. Indem sie einen Ort des Austausches und der Unterstützung bieten, können diese Online-Bereiche für isolierte oder stigmatisierte Menschen ganz besonders  wertvoll sein.

Wenn diese Tools mit Bedacht genutzt werden, fördern sie den Erwerb von wertvollen technischen und sozialen Kompetenzen, die im Alltag und im Berufsleben nützlich sind.

… aber Vorsicht ist geboten

Obwohl diese Plattformen den Austausch und soziale Interaktionen erleichtern, ist bei ihrer Nutzung dennoch Vorsicht geboten: Sie garantieren nicht immer echte, wohlwollende und positive Beziehungen. Die Anonymität, der fehlende direkte Kontakt und der trügerische Charakter von Beiträgen in den sozialen Netzwerken können die Wahrnehmung anderer, aber auch die Selbstwahrnehmung verzerren. Deshalb ist es wichtig, unsere Online-Interaktionen reflektiert und kritisch zu betrachten.

Die sozialen Netzwerke vermitteln den Eindruck, ständig mit Menschen verbunden zu sein, die Qualität dieser Beziehungen kann jedoch sehr unterschiedlich sein. Oftmals bleibt der Austausch oberflächlich und beschränkt sich auf Likes, Kommentare oder kurze Diskussionen. Im Gegensatz zu persönlichen Beziehungen, in denen die Körpersprache, der Tonfall und die gemeinsame Energie eine grundlegende Rolle spielen, können virtuelle Interaktionen unpersönlicher und manchmal sogar irreführend sein.

Einige mögliche Risiken

Es kommt zudem vor, dass manche Menschen das Internet nutzen, um zu manipulieren, zu lügen oder sich widerrechtlich eine Identität anzueignen. Hinter einem Bildschirm ist es einfacher, seine Absichten zu verbergen, sich für jemand anders auszugeben oder eine idealisierte Version von sich selbst zu zeigen. Es ist deshalb wichtig, sich zu vergewissern, dass die Personen, mit denen man sich austauscht, aufrichtig und ehrlich sind und dass man Online-Bekanntschaften nicht blind vertraut.

Der ständige Kontakt zu anderen bedeutet nicht unbedingt, sich mit den richtigen Menschen zu umgeben. Man kann hunderte von Freundinnen und Freunden oder Follower haben, ohne in schwierigen Momenten eine echte Unterstützung oder eine aufrichtige Präsenz zu spüren. Die sozialen Netzwerke können paradoxerweise sogar das Gefühl der Einsamkeit verstärken: Man interagiert mit vielen Menschen, ohne jemals echte und tiefe Beziehungen aufzubauen.

Zudem fördert die Selbstinszenierung auf den sozialen Netzwerken den sozialen Vergleich. Wenn man sieht, wie andere glückliche Momente, Erfolge oder ein stets makelloses Aussehen teilen, kann man sich weniger erfüllt, glücklich oder interessant fühlen. Diese ständige Konfrontation mit einem idealisierten Leben kann das Selbstwertgefühl beeinträchtigen und Unzufriedenheit verstärken.

Gesunde Online-Beziehungen aufbauen

Es ist nicht immer einfach, seine Beziehungen mit einer gewissen Distanz zu betrachten oder Grenzen zu setzen, obwohl dies für einen gesunden Austausch und das eigene Wohlbefinden wichtig ist. Im Folgenden einige Tipps, wie dies gelingen kann:

  • Echten Austausch fördern: Ehrliche und tiefgehende Gespräche suchen, statt sich auf oberflächliche Interaktionen zu beschränken.
  • Kritisch bleiben: Nicht alles glauben, was in den sozialen Medien steht, Informationen überprüfen und sich vor Menschen mit unklaren Absichten in Acht nehmen.
  • Eine Balance zwischen online und offline Zeit finden: Es fällt leichter, sich Zeit für sich fernab von Bildschirmen zu nehmen, wenn man auf seinen Konsum achtet.
  • Die Offline-Beziehungen nicht vernachlässigen: Nichts ersetzt den direkten menschlichen Kontakt – dieser ist für eine echte emotionale Verbindung unerlässlich.
  • Sich nicht zu sehr vergleichen: Sich bewusst bleiben, dass online nur eine gefilterte Version der Realität gezeigt wird, jeder Mensch anders ist und diese Unterschiede die Schönheit und Stärke jeder einzelnen Person ausmachen.
  • Auf seine Gefühle hören: Wenn eine Online-Beziehung Stress, Ängste oder Unbehagen hervorruft, kann sich eine Distanzierung als notwendig erweisen.

Das Internet ist ein nützliches Instrument, um soziale Kontakte zu pflegen und sich der Welt zu öffnen, aber es muss bewusst genutzt werden. Die Qualität der Beziehungen ist immer wichtiger als die Quantität und es ist wichtig, die Bedeutung von persönlichen Interaktionen, die auf Vertrauen, Zuhören und Wohlwollen basieren, nicht aus den Augen zu verlieren. Weitere Informationen zu den Gefahren des Internets und generell von Bildschirmen finden Sie in unserer Rubrik «Psychische Gesundheit & Digitale Medien«.