Die Bedeutung und die Grenzen von sozialen Bindungen | SantéPsy.ch

Indem wir positive Beziehungen pflegen, die auf Respekt, Vertrauen und gegenseitiger Hilfe beruhen, stärken wir unsere Fähigkeit, mit Stress umzugehen, unser emotionales Gleichgewicht zu bewahren und Herausforderungen im Leben zu meistern.

Solche Beziehungen vermitteln uns ein Gefühl von Unterstützung und Zugehörigkeit – beides ist wichtig um mit Belastungen und schwierigen Lebensphasen umzugehen.

Für wirklich positive Beziehungen ist die Qualität weitaus wichtiger als die Quantität. Es ist deshalb wichtig, echte, aufrichtige und wohlwollende Beziehungen zu pflegen und «toxische» Interaktionen zu vermeiden, die unserer psychischen Gesundheit schaden können. Fehlende soziale Bindungen oder schlechte Beziehungen können schwächen und ein Gefühl der Einsamkeit oder der Niedergeschlagenheit verstärken.

Das Erkennen, Pflegen und Anpassen seiner Beziehungen ist daher für die Erhaltung der psychischen Gesundheit und der Balance im Leben von entscheidender Bedeutung.

Die Bedeutung von wohlwollenden sozialen Beziehungen

Soziale Bindungen spielen eine entscheidende Rolle für das körperliche und psychische Wohlbefinden von uns allen. Im Folgenden die wichtigsten Vorteile:

  • Sie stärken das Gefühl der Zugehörigkeit zu einer Gruppe: Sie helfen, sich nützlich, geschätzt und akzeptiert zu fühlen. Die Teilhabe am sozialen Leben vermittelt das Gefühl, einen Beitrag zu leisten und sich wertgeschätzt zu fühlen, seinen Platz zu finden und seinem Alltag Sinn zu geben. Dies stärkt auch das Selbstvertrauen.
  • Sie beugen Einsamkeit und Isolation vor, die sich schädlich auf die Gesundheit auswirken und beispielsweise zur Entwicklung gewisser psychischer Störungen (Depression, Angstzustände usw.) führen können. Weitere Informationen finden Sie auf der Seite «Einsamkeit und Isolation».
  • Sie stärken die Fähigkeit, mit den Herausforderungen des Lebens umzugehen: Durch starke Bindungen fühlt man sich unterstützt und umsorgt, was die Bewältigung von Schwierigkeiten erleichtert und dabei hilft, Lösungen zu finden, um Schwierigkeiten zu überwinden und sich zu entfalten.
  • Sie ermöglichen die Entwicklung eines positiven Kreislaufes des Wohlbefindens: Soziale Unterstützung reduziert Stress und fördert gesunde Lebensgewohnheiten (Ernährung, Schlaf, körperliche Betätigung) und trägt somit zum psychischen und emotionalen Gleichgewicht bei.
  • Sie fördern die kognitive Stimulation und erhalten die geistige Aktivität, insbesondere bei Seniorinnen und Senioren.
  • Sie verbessern die körperliche Gesundheit, indem sie einen gesünderen Lebensstil fördern.

Positive Auswirkungen sozialer Bindungen

Die Pflege von gesunden, auf Respekt und gegenseitiger Hilfe beruhenden Beziehungen hat konkrete und positive Auswirkungen auf unsere körperliche und psychische Gesundheit.

Auf die körperliche Gesundheit:

  • Steigerung des Oxytocin-Spiegels – jenes Hormons, das Liebe, Vertrauen und Zuneigung fördert.
  • Bessere Lebensgewohnheiten (Ernährung, Schlaf, körperliche Aktivität, Pausen)
  • Senkung des Blutdrucks
  • Stärkung des Immunsystems

Auf die psychische Gesundheit:

  • Stärkung des Selbstvertrauens und des Gefühls, sein Leben unter Kontrolle zu haben
  • Reduzierung von Stress und Risikoverhalten
  • Besserer Umgang mit Hindernissen (Resilienz)
  • Grösseres Selbstbewusstsein und höhere Selbsteffizienz (Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten)
  • Wichtige emotionale Unterstützung
  • Verringerung von Isolation und Einsamkeit
  • Hilfe bei der Bewältigung von psychischen Problemen
  • Stimulation der kognitiven Fähigkeiten

Diese Auswirkungen zeigen, wie wichtig positive sozialen Bindungen für unser allgemeines Wohlbefinden sind.

Toxische Beziehungen und deren Folgen

Sogenannte «toxische» Beziehungen können schwierig zu erkennen sein, vor allem, wenn Gefühle im Spiel sind. Es ist daher wichtig, sie identifizieren zu können, um sich davor zu schützen oder die nötige Hilfe in Anspruch zu nehmen.

Im Folgenden einige Anzeichen, die auf eine ungesunde Beziehung hinweisen können:

  • Ständiges Unwohlsein: Stress, Beklommenheit, Furcht oder häufige Anspannung.
  • Mangelnder Respekt: Die Person setzt uns ständig herab, macht sich lustig oder stellt unseren Wert in Frage.
  • Fehlende Gegenseitigkeit: Die Beziehung ist einseitig, wir fühlen uns nicht unterstützt und unsere Bedürfnisse oder Interessen werden nicht berücksichtig.
  • Kontrolle und Manipulation: Die Person versucht, unsere Entscheidungen und unsere Beziehungen zu kontrollieren, belügt uns oder erpresst uns emotional.
  • Häufige Konflikte: Endlose Streitigkeiten, in denen die Person uns systematisch die Schuld gibt.

Toxische Beziehungen können sich negativ auf die psychische Gesundheit und das Wohlbefinden auswirken. Sie können beispielsweise Folgendes verursachen:

  • Beziehungsstress: Ständiges Grübeln, ob man sich richtig verhalten hat oder man geschätzt wird.
  • Sozialer Druck: Angst vor der Beurteilung anderer oder davor, den Erwartungen des andern nicht zu entsprechen, ohne sich um die eigenen Bedürfnisse zu kümmern.
  • Sinkendes Selbstwertgefühl: Man fühlt sich minderwertig oder unfähig, dem andern zu genügen.
  • Gefühl der Isolation: Man ist so sehr von dieser Beziehung abhängig, dass man andere wichtige Beziehungen vernachlässigt oder sich sogar in destruktive Verhaltensweisen flüchtet.

Es ist daher wichtig, sich Zeit zu nehmen, um seine Beziehungen zu beurteilen und sich zu vergewissern, dass sie gesund sind. Eine gesunde Beziehung sollte das Leben bereichern, nicht zermürben. Wenn man sich durch eine Beziehung regelmässig unwohl oder erschöpft fühlt, kann es notwendig sein, sie neu zu beurteilen, um das eigene Wohlbefinden zu schützen. Bei Bedarf kann man sich Unterstützung bei einer Vertrauens- oder Fachperson suchen.