Das soziale Netzwerk
Ein soziales Netzwerk ist die Gesamtheit der Beziehungen, die wir zu anderen Menschen unterhalten, seien es familiäre, freundschaftliche oder gemeinschaftliche Beziehungen (weitere Informationen finden Sie unter «Verschiedene Arten sozialer Bindungen»). All diese Beziehungsformen sind Teil unseres sozialen Netzwerks. In einem Netzwerk kommt es nicht auf die Zahl der Beziehungen an, sondern auf deren Qualität: Starke Beziehungen, die auf Vertrauen, Respekt und gegenseitiger Unterstützung basieren, spielen eine wesentliche Rolle für unser Wohlbefinden. Studien zeigen übrigens, dass ein gutes soziales Umfeld einen ebenso positiven Einfluss auf unsere psychische Gesundheit hat wie Sport. Umgekehrt können oberflächliche oder toxische Beziehungen Stress und Ängste hervorrufen.
Soziale Unterstützung
In einer Beziehung kommt es häufig vor, dass Ressourcen ausgetauscht werden, um sich gegenseitig zu helfen und zu unterstützen. Diese Hilfe, die man gibt und erhält, sei es im Rahmen kleiner Gesten im Alltag oder in schwierigeren Zeiten, wird als soziale Unterstützung bezeichnet. Sie kann unterschiedliche Formen annehmen:
- Materielle Unterstützung: Geld geben, einen Gegenstand ausleihen usw.
- Praktische Unterstützung: beim Einkaufen helfen, Kinderbetreuung anbieten, jemanden begleiten usw.
- Informative Unterstützung: einen Rat geben, nützliche Informationen zur Lösung eines Problems weitergeben usw.
- Emotionale Unterstützung: trösten, aufmuntern, ermutigen usw.
Zu wissen, dass man im Bedarfsfall auf sein Umfeld zählen kann, gibt Halt und hilft dabei, Schwierigkeiten besser zu bewältigen.
Manchmal ist es schwierig, um Hilfe zu bitten und diese anzunehmen, weil man befürchtet, sich nicht revanchieren zu können oder weil man sich schämt, darüber zu sprechen. Dabei durchlebt jede und jeder von uns Momente, in denen es uns weniger gut geht. Es ist wichtig, sich um sich selber zu kümmern und Hilfe anzunehmen, um später bei Bedarf eine wertvolle Stütze für andere sein zu können. Diese Unterstützung muss jedoch auf Gegenseitigkeit und beidseitigem Respekt beruhen. Wenn eine Beziehung zu fordernd oder zu einengend wird, kann es notwendig sein, dem eigenen Wohlbefinden zuliebe Grenzen zu setzen.
Soziale Integration und Inklusion
Soziale Integration und Inklusion spielen für das individuelle und kollektive Wohlbefinden eine Schlüsselrolle.
Soziale Integration bedeutet, dass ein Mensch seinen Platz in einer Gruppe oder einer Gemeinschaft gefunden hat, sei es in seiner Familie, unter seinen Freundinnen und Freunden, Nachbarinnen und Nachbarn, in seinem Quartier, seiner Schule oder seinem Dorf. Diese Beziehungen entstehen im Alltag, im Austausch und in der Interaktion mit den Mitmenschen. Sozial gut integriert zu sein, bedeutet, sich unterstützt zu fühlen und sein Netzwerk zu erweitern. Manche Menschen haben jedoch aufgrund negativer Erfahrungen, Ablehnung oder sozialer Isolation Schwierigkeiten, sich zu integrieren, was ihr psychisches Wohlbefinden beeinträchtigen kann.
Soziale Inklusion wiederum legt den Schwerpunkt auf die Verantwortung der Gesellschaft, jeden Menschen unabhängig von seinen persönlichen Merkmalen aufzunehmen, damit alle ihren Platz darin finden. Weitere Informationen finden Sie in der Unterrubrik «Die Rolle der Gemeinschaft».
In diesem Zusammenhang ist die Förderung einer inklusiveren Gesellschaft, in der sich alle ohne sozialen oder kulturellen Barrieren entfalten können, für das kollektive Wohlergehen von entscheidender Bedeutung. Dies heisst auch, anzuerkennen, dass es manchen Menschen schwer fällt, soziale Beziehungen einzugehen oder aufrechtzuerhalten und sie angemessene Unterstützung benötigen. Weitere Informationen finden Sie in unserer Rubrik «Psychische Gesundheit, Diversität und Inklusion«.
Die Rolle der Gesellschaft
Die Gesellschaft bildet den Rahmen, in dem wir unsere Beziehungen aufbauen. Sie beeinflusst unsere Wahrnehmung der Mitmenschen und kann zur Stigmatisierung einsamer oder schutzbedürftiger Menschen beitragen. Eine inklusivere Gesellschaft muss es allen ermöglichen, sich voll integriert zu fühlen, unabhängig vom Alter, der sexuellen Orientierung, der Geschlechtsidentität, der kulturellen Identität, vom Aussehen, einer Behinderung oder Schutzbedürftigkeit. Eine inklusive Gesellschaft berücksichtigt jede Einzelne und jeden Einzelnen, ohne jemanden auszuschliessen.
Einsame Personen neigen mitunter dazu, sich schuldig oder verantwortlich für ihre Isolation zu fühlen. Es ist jedoch nicht immer einfach, neue Kontakte zu knüpfen oder bestehende Kontakte aufrechtzuerhalten. Dies kann von vielen Faktoren abhängig sein. Bestimmte Erfahrungen in der Vergangenheit, wie schwierige Beziehungen oder Konflikte, können das Knüpfen neuer Kontakte ebenfalls erschweren. Deshalb darf Einsamkeit weder eine Schande sein noch als Schicksal angesehen werden.
Die Gesellschaft muss einen Beitrag leisten, indem sie die Integration und Inklusion aller fördert und Möglichkeiten schafft, um soziale Bindungen aufzubauen oder zu stärken. Wir können im Alltag jedoch alle dazu beitragen, indem wir den Menschen in unserem Umfeld zuhören, den Kontakt zu unseren Nachbarinnen und Nachbarn, unseren Kolleginnen und Kollegen oder unserer Gemeinschaft pflegen oder auf einsame Menschen zugehen.