Geteilte Sorgen und Schwierigkeiten
Der Übergang ins Erwachsenenalter ist häufig von einem starken Gefühl der Einsamkeit begleitet. Wir glauben, wir müssen alles allein regeln, was zu einem hohen Stressniveau führen kann.
Diese Entwicklungsphase ist bereits an sich stressig (wenig Kontrolle über sein Leben, Unsicherheiten, Neuerungen, …), es kommen aber noch weitere Faktoren hinzu, welche die psychische Gesundheit in diesem Lebensabschnitt beeinträchtigen können:
- der Leistungsdruck der Schule und der Ausbildung (Noten, Erfolgsdruck). Hinzu kommen die Perfektions- und Selbstverwirklichungsansprüche sowie die unrealistischen Schönheits- und Erfolgsideale unserer Gesellschaft, die durch die sozialen Medien verstärkt werden;
- die verlangte Anpassungsleistung beim Eintritt in die Arbeitswelt: Wettbewerb, Arbeitszeiten, Rhythmus, weniger Ferien, Codes der Erwachsen- und der Berufswelt usw.;
- die Schwierigkeit, sich in die Zukunft zu versetzen und der Entscheidungsdruck in den verschiedenen Lebensbereichen;
- das geringe Kompetenzgefühl, insbesondere in Bezug auf die administrativen Schritte im Zusammenhang mit dem Übergang ins Erwachsenenleben oder in die Berufswelt;
- das Gefühl des Kontrollverlusts gegenüber dem Klimawandel und den globalen Entwicklungen. Die Unsicherheit in Bezug auf die Zukunft (Krieg, Umweltschutz usw.) kann Angst machen. Angesichts der weltweiten Ereignisse können wir Hilflosigkeit oder Wut empfinden oder uns erschöpft fühlen, wenn wir trotz unseres Einsatzes keine Fortschritte bei den von uns vertretenen wichtigen Anliegen feststellen (Umweltschutz, Gleichstellung, gewaltfreie Beziehungen usw.);
- Ausgrenzungs-, Diskriminierungs- oder Gewalterfahrungen aufgrund bestimmter Merkmale: Körperform, Hautfarbe, ethnische Herkunft, Geschlechtsidentität oder ‑ausdruck, sexuelle Orientierung usw. Dies kann zu anhaltendem Stress oder Angstzuständen führen, die uns daran hindern, den Alltag gelassen anzugehen und selbstbewusst zu zeigen, wer wir sind.
Vor diesem Hintergrund können wir uns manchmal entmutigt oder erschöpft fühlen. Wir können Stress und Angst oder Phasen der Niedergeschlagenheit durchleben.
Was können wir angesichts dieser Gegebenheiten tun?
Vieles liegt ausserhalb unserer Macht, aber wir können dennoch einiges unternehmen, um unser Wohlbefinden zu verbessern:
- Lernen zu relativieren und Techniken zur Stressbewältigung praktizieren, die zu uns passen (Herzkohärenz, Sport, Achtsamkeit, Yoga usw.).
- Inhalte in sozialen Netzwerken kritisch konsumieren. Influencerinnen und Influencer sind keine Freunde; was sie uns vorschlagen, hat mehr mit Business als mit der Lebensrealität zu tun.
- Zeit mit nahestehenden Personen verbringen, die Realität der Menschen in unserem Umfeld beobachten, Zeit mit sich selbst und in der Natur verbringen usw. All das hilft, Abstand zu den sozialen Netzwerken zu gewinnen.
- Regelmässig ins Hier und Jetzt zurückkommen und die kleinen Dinge im Alltag wahrnehmen, die uns aufbauen und die gut laufen; von den Medien verbreiteten Informationen nicht zu viel Gewicht beimessen, sich realistische Ziele setzen. Das hilft, angesichts der Probleme der Welt nicht in Ohnmachtsgefühlen zu versinken. Seinen Beitrag zu leisten ist wichtig, aber wir sind nicht allein dafür verantwortlich, die Welt zu verändern.
- Im Kopf behalten, dass wenn wir Gewalt oder Diskriminierungen erleben, nie unsere Identität schuld daran ist (ethnische Zugehörigkeit, Aussehen, Geschlechtsausdruck oder -identität, sexuelle Orientierung oder jedes andere persönliche Merkmal). Das Problem ist die Art und Weise, wie unser Umfeld und die Gesellschaft mit Diversität umgehen. Wir sind ebenso wertvoll wie alle andern.
Consulter en cas de difficultés Bei Schwierigkeiten Rat einholen
Manchmal wird das Stressniveau oder die Angst zu gross und wir schaffen es nicht mehr, den Alltag unbeschwert zu bewältigen. Dann ist es wichtig, damit nicht allein zu bleiben und mit jemandem zu sprechen. Das kann eine Person aus unserem Umfeld sein, der wir vertrauen (Eltern, Freund/in, Ausbildungsverantwortliche/r, Lehrperson, Kollegin/Kollege usw.). Wenn das Problem weiterbesteht, sollten wir uns nicht davor scheuen, uns an die Hausärztin oder den Hausarzt oder eine Fachperson im Bereich der psychischen Gesundheit (Psychologin/Psychologe, Psychiater/in usw.) zu wenden.
Heute findet man im Internet eine Menge Informationen zur psychischen Gesundheit und zu psychischen Krankheiten und man kann versucht sein, eigenständig oder mithilfe von KI eine Diagnose zu stellen. Aber Vorsicht: Viele Informationen sind fehlerhaft oder zu undifferenziert. Nur eine Fachperson im Bereich der psychischen Gesundheit kann eine Diagnose stellen und bestimmen, welche Art von Betreuung oder Behandlung angemessen ist.
Manchmal halten uns finanzielle Gründe davon ab, jemanden zu konsultieren. In der Schweiz ist die Krankenversicherung obligatorisch, aber um Zugang zu medizinischen Leistungen zu erhalten, müssen eine je nach gewähltem Versicherungsmodell unterschiedlich hohe Franchise und ein Selbstbehalt auf den verrechneten Leistungen bezahlt werden. Diese Beträge können ein Hindernis darstellen und dazu führen, dass wir auf notwendige Behandlungen verzichten.
Das sollte nie der Fall sein. Bei knappen finanziellen Mitteln gibt es Hilfen, die man unbedingt in Anspruch nehmen sollte.