Beziehungen entwickeln sich
Zwischen 16 und 25 Jahren entwickeln sich die Beziehungen zu unseren Eltern, Gleichaltrigen und anderen Erwachsenen stark. Wir müssen häufig neue Gleichgewichte finden.
Die Beziehung zu unseren Eltern verändert sich. Wir brauchen eine symmetrischere und wechselseitige Beziehung zu ihnen. Die Frage der Unabhängigkeit von unserer Familie wird immer wichtiger. Wir können widersprüchliche Gefühle empfinden und zwischen dem Wunsch, eng mit unseren Eltern verbunden zu bleiben und dem Wunsch nach Unabhängigkeit pendeln. Diese Spannung kann belastend sein und zu Konflikten führen. Obwohl wir selbstständiger sind, sind wir noch auf emotionale und materielle Unterstützung durch unsere Angehörigen angewiesen. Die Herausforderung für die ganze Familie besteht darin, die Beziehung gut einzustellen und das richtige Gleichgewicht zwischen Unterstützung und Selbstständigkeit zu finden.
Die sozialen Beziehungen entwickeln sich ebenfalls. Wir gehen engere, intimere Freundschaften und Liebesbeziehungen ein. Mit dem Wechsel des Ausbildungsorts oder dem Eintritt in die Berufswelt verändert sich unser Beziehungsnetz und wir müssen neue Kontakte knüpfen. Es ist eine Zeit, in der uns Beziehungen grosse Freude (z. B. wenn wir neue Freundschaften aufbauen), aber auch grossen Kummer bereiten können (z. B. wenn eine Freundschaft oder Liebesbeziehung in die Brüche geht). Wir müssen auch mit neuen Erwachsenen in Verbindung treten (Professorinnen/Professoren, Ausbildungsverantwortliche, Arbeitskolleginnen/-kollegen, Nachbarinnen/Nachbarn usw.) und uns den Codes der Erwachsenenwelt anpassen, was uns manchmal schwierig und wenig motivierend vorkommen kann.
Emotionale Beziehungen und Sexualität werden wichtiger. Es ist das Alter, in dem Intimität erkundet und erste sexuelle Erfahrungen gemacht werden. Dabei können viele Fragen auftauchen zu unserem Körper und unserem Vergnügen, zu unserer Fähigkeit zu gefallen und Grenzen zu setzen, zur Geschlechtsidentität oder unserer affektiven und sexuellen Orientierung. Wir können auch die Qualität unserer Beziehungen hinterfragen: Stimmen sie so für uns? Sind sie förderlich?
Zwischen 16 und 25 Jahren stehen Fragen im Zusammenhang mit Sexualität und emotionalen Beziehungen im Mittelpunkt des Lebens und der psychischen Gesundheit. Wenn wir ein Anliegen oder ein Bedürfnis haben, sollten wir nicht zögern, uns an eine Fachstelle für sexuelle Gesundheit zu wenden, die kostenlos Informationen und Beratung erteilt und den Zugang zu den erforderlichen Leistungen erleichtert.
Wie baut man verlässliche Bindungen auf?
Es ist nicht immer einfach, förderliche Beziehungen mit andern aufzubauen.
Unser Selbstbild wie auch äussere Einflüsse (Gleichaltrigengruppe, Schönheitsideale, soziale Netzwerke usw.) können uns daran hindern, auf andere zuzugehen und in einer Beziehung für uns einzustehen.
In einer konstruktiven Beziehung müssen alle Beteiligten:
- ihren Platz finden und in ihrer Einzigartigkeit respektiert werden;
- sich unterstützt und durch den Austausch bereichert fühlen;
- frei sein, ihre Bedürfnisse, Meinungen und Grenzen zu äussern und zu vertreten, nach ihren Entscheidungen zu leben und dabei jene der anderen positiv aufnehmen und respektieren;
- die Beziehung gefahrlos beenden können, wenn sie nicht mehr passt.
Unser Beziehungsleben wird auch geprägt durch die sozialen Netzwerke, die einen immer grösseren Platz einnehmen. Manchmal ist es nicht leicht, in diesen Netzwerken verlässliche Beziehungen einzugehen und dabei Grenzen zu setzen. Einige interessante Tipps sind hier zu finden.
Wenn die Beziehungen schlecht laufen
Beziehungsgewalt hat viele Gesichter. Dazu gehören Gewalt in der Familie, Mobbing, Cybermobbing, Einflussnahme oder sexualisierte Gewalt. Ganz egal, um welche Form es geht, Beziehungsgewalt ist nie akzeptabel.
Wenn man an der Qualität einer Beziehung zweifelt oder Gewaltsituationen erlebt, sollte man sich nicht davor scheuen, darüber zu sprechen und Hilfe in Anspruch zu nehmen.
Jede und jeder hat das Recht auf Hilfe, ganz unabhängig von der erlebten Situation.