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Neues Gleichgewicht finden

Zwischen 16 und 25 Jahren stehen wir mit einem Fuss in der Jugend und mit dem anderen auf dem Weg in die Selbstständigkeit und die Verantwortung des Erwachsenenlebens. Wir müssen uns neu orientieren.

In diesem «Dazwischen» geraten wir manchmal aus dem Gleichgewicht, was angesichts der vielen zu erwerbenden Kompetenzen und verlangten Anpassungen völlig normal ist.

Die gute Nachricht ist, dass wir nach und nach die Lernschritte vollziehen werden, die wir brauchen, um neue Orientierungspunkte zu schaffen, diese zu stabilisieren und ein neues Gleichgewicht zu finden. Das ist ein normaler Prozess, den wir alle durchlaufen.

Ein «Dazwischen» voller Spannungen

Die Übergänge, die wir auf dem Weg ins Erwachsenenalter erleben, sind zugleich motivierende und unangenehme Zwischenphasen. Wir entdecken uns selbst, werden selbstständiger und kann gleichzeitig zweifeln, unentschlossen sein, grossen Stress oder Angst empfinden.

  • Man erlebt viele Emotionen und ambivalente Gefühle. Schritt für Schritt bauen wir die erforderlichen Kompetenzen für das Erwachsenenleben auf, aber unser Gehirn befindet sich in Entwicklung und ermöglicht uns noch nicht, so rational zu handeln, wie es unser Umfeld gerne hätte. Vor neuen Situationen und Bedürfnissen können wir starke positive wie auch negative Emotionen empfinden und es gelingt uns nicht immer, diese zu regulieren.
  • Man kann zwischen widersprüchlichen Bedürfnissen hin- und hergerissen sein. Wir haben zum Beispiel das Bedürfnis nach Freiheit, aber auch nach einem sicheren Rahmen; wir brauchen Selbstständigkeit, um zu experimentieren, aber auch Orientierungspunkte, auf die wir uns abstützen können, um zu entscheiden, zu handeln oder uns neuen Situationen anzupassen.
  • Man muss viele Entscheidungen treffen. Ausbildung, Beruf, Arbeitsplatz, Wohnung, Partner/-in, Lebensstil, Gesundheitsverhalten (Rauchen? Alkohol? Sport?). Angesichts all dieser Möglichkeiten, die sich uns bieten, fühlen wir uns manchmal unsicher, wir zweifeln und zögern. Wir können uns auch von unseren Angehörigen, einer Gruppe, unserem Freundeskreis, sozialen Netzwerken usw. beeinflussen lassen und uns nicht trauen, das zu wählen, was am besten zu uns passt.

Das ist alles ganz normal, denn unsere Selbstkenntnis ist noch instabil, unsere Kompetenzen im Aufbau und wir können häufig auf wenig Entscheidungshilfen zurückgreifen.

...die ein Gefühl des Ungleichgewichts auslösen können

Veränderungsphasen treten über das ganze Leben auf: Sie ermöglichen uns, uns weiterzuentwickeln, sind aber nicht einfach auszuhalten. In diesen Phasen kann man sich etwas verloren fühlen. Das gehört zu einer Veränderung. Hat man dies verstanden, gelingt es einem besser, zu relativieren und nach Lösungen zu suchen, die zu einem neuen Gleichgewicht führen.

Ein paar Tipps, um Übergänge gut zu meistern:

  • Perfektionsansprüche an sich selbst ablegen: sein Bestes geben, sich selbst mögen, anerkennen, was man schon alles leistet, sich selbst wie die beste Freundin oder den besten Freund behandeln.
  • Jeden Tag die positiven Dinge im Alltag wahrnehmen und dankbar sein für alles, was gut läuft. Das ist wichtig, um unserem natürlichen Hang, immer zuerst das Negative zu sehen, entgegenzuwirken.
  • Im Kopf behalten, dass eine Entscheidung nie endgültig ist: Entscheiden heisst, einen bestimmten Weg einzuschlagen, aber man kann die Entscheidung jederzeit überdenken und die eingegangenen Verpflichtungen anpassen oder verändern.
  • Sich in Geduld und Ausdauer üben: Übergänge gelingen nicht von heute auf morgen. Es sind Prozesse, die Lernschritte und Erfahrungen erfordern. Wichtig ist, dass wir die erreichten Fortschritte anerkennen, herausfinden, was wir in den jeweiligen Situationen gelernt haben und uns nicht auf die Fehler oder vermeintlichen Misserfolge konzentrieren.
  • Sich mit Vertrauenspersonen umgeben und sich gegenseitig begleiten. Sich über Erlebtes austauschen. Unsere Sorgen, aber auch unsere Ressourcen teilen. Wem es schwerfällt, eine Vertrauensperson zu finden, kann sich zum Beispiel im Forum von feel-ok.ch oder Häsch Ziit? austauschen.
  • Eine nahestehende Person oder eine Fachperson um Hilfe bitten, wenn man sich verloren fühlt oder in Schwierigkeiten befindet. Es ist wichtig, mit seinen Problemen nicht allein zu bleiben und zu verstehen, dass um Hilfe zu bitten nicht bedeutet, dass man schwach ist. Im Gegenteil, es ist ein Zeichen von Reife und Kompetenz.
  • Sich selbst vertrauen und darauf vertrauen, dass es einen Weg gibt, auch wenn man ihn noch nicht sieht.