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Ausbildung und Arbeit

Der Eintritt ins Erwachsenenleben ist eine spannende, aber alles andere als sorgenfreie Zeit! Die Frage der beruflichen Zukunft nimmt zwischen 16 und 25 Jahren einen zentralen Platz ein.

Zwischen der Schule und der ersten Arbeitsstelle stehen verschiedene Etappen an – Ausbildungswahl, Lehre oder Studium, Erwerb eines Abschlusses, Stellensuche, Einleben in einer ersten Arbeitsstelle –, die Stress verursachen und die psychische Gesundheit beeinträchtigen können.

Beim Durchlaufen der verschiedenen Etappen kann es auch zu Spannungen mit den Eltern kommen, die häufig besorgt oder fordernd sind.

Ein langer Weg ins Berufsleben

Es gibt keinen Standardweg in die Arbeitswelt. Wir können viele Jahre studieren, uns neuorientieren oder phasenweise arbeitslos sein. Wir können auch abrupt in die Arbeitswelt geworfen werden und nahezu unvorbereitet in einer Erwachsenenrealität landen, die aus zahlreichen Verantwortlichkeiten und Anforderungen besteht.

In der Regel durchlaufen wir auf dem Weg in die Berufswelt vier Schlüsselphasen, die sich auf unser psychisches Wohlbefinden auswirken können.

Ausbildungswahl

Das ist ein wichtiger und vorwiegend positiver Moment, an dem wir unsere Interessen einbringen können. Es kann sich aber auch anfühlen, als ob wir über unser Leben entscheiden müssen und uns nicht irren dürfen. Vielleicht weiss man nicht, wie man aus den unzähligen Optionen auswählen soll oder hat Mühe, weil die Wahl aufgrund der schulischen Leistungen eingeschränkt ist. Mit Vertrauenspersonen zu diskutieren, sich Zeit zu nehmen für Schnuppertage und sich in Erinnerung zu rufen, dass eine Entscheidung überdacht werden kann, kann uns dabei helfen, diesen Übergang zu meistern.

Lehr- oder Studienbeginn

Das ist ein wichtiger Schritt in Richtung Selbstständigkeit, der häufig mit grossen Veränderungen einhergeht: Wir finden uns in einer neuen Umgebung wieder, müssen neuen Anforderungen gerecht werden und ein neues Beziehungsnetz aufbauen. Manchmal müssen wir von zuhause ausziehen und lernen, unseren Alltag selbstständig zu bewältigen. Häufig müssen wir das Studium mit einer Erwerbstätigkeit vereinbaren, was zu Erschöpfung und Stress führen und die Qualität des Lernens beeinträchtigen kann. Wir können auch unter starkem Erfolgsdruck stehen. All dies verlangt grosse Anpassungsfähigkeit und solide Selbst- und Sozialkompetenzen.

Ende der Ausbildung

Der Abschluss einer Ausbildung ist ein wichtiger Moment. Ein Diplom würdigt die geleistete Arbeit und bescheinigt bestimmte Kompetenzen. Dieses Ereignis gilt es mit uns nahestehenden Personen zu feiern. Wir können froh und erleichtert sein und gleichzeitig leichte Angst verspüren. Denn: Was kommt danach? Wo und wie soll ich mich bewerben? Welchen Lohn erhalte ich? Wer wird mich einstellen? Manchmal folgt eine Zeit des Wartens oder der Arbeitslosigkeit, bevor wir eine erste Stelle finden. Bei der Stellensuche können wir auch Ungleichbehandlungen ausgesetzt sein. Solche Zwischenphasen können dazu dienen, persönliche Projekte zu verwirklichen oder Praktika zu absolvieren, sie können aber auch Zweifel und Ängste begünstigen und das Selbstwertgefühl negativ beeinflussen.

Einstieg ins Berufsleben

Das ist ein motivierender und gleichzeitig anspruchsvoller und stressiger Moment. Wir finden uns in einer Erwachsenenwelt wieder, deren Codes wir nicht kennen, häufig ohne Gleichaltrige, auf die wir uns stützen könnten. Wir müssen uns dem beruflichen Rhythmus (Arbeitszeiten, weniger Ferien, Produktivitätsvorgaben usw.) anpassen, lernen, wie man kommuniziert und mit anderen Kolleginnen und Kollegen in Kontakt tritt und dabei beweisen, dass wir in der Lage sind, die uns anvertrauten Aufgaben auszuführen. Oft empfinden wir dabei Stress und zweifeln an uns und unseren Kompetenzen.

Warum Reden und Unterstützung wichtig sind

Wenn wir jede dieser vier Schlüsselphasen durchlaufen, ist es wichtig:

  • sich mit anderen jungen Menschen austauschen zu können, die in der gleichen Situation sind wie wir;
  • Menschen zu finden, die unsere Bedürfnisse und Schwierigkeiten verstehen und uns helfen können, die neue Umgebung zu verstehen und gute Anpassungsstrategien zu entwickeln;
  • sich in Erinnerung zu rufen, dass nicht alles auf unseren Schultern lastet. Unternehmen und Bildungseinrichtungen tragen eine Verantwortung dafür, uns gut aufzunehmen, zu unterstützen und nützliche Hilfsmittel für die Integration an die Hand zu geben. Wir haben das Recht, diese in Anspruch zu nehmen.

Manchmal ist die Hilfe einer Fachperson notwendig (Berufsberatung, Plattformen für den Übergang in die Ausbildung oder die Arbeitswelt, Unterstützung für Lernende, betriebliches Gesundheitsmanagement, Wohlbefinden am Arbeitsplatz usw.).

Bei Bedarf sollten wir nicht zögern, Unterstützungsangebote in Anspruch zu nehmen: Siehe hier.

Ein sich veränderndes Verhältnis zur Arbeit

Das Verhältnis zur Arbeit wandelt sich und kann sich zwischen Generationen unterscheiden, was manchmal für Spannungen sorgt. Als junger Erwachsener betrachtet man die Arbeit nicht mehr als Selbstzweck: Sie ist vielmehr ein Mittel, um unabhängig zu werden, nach den eigenen Werten zu leben und sich das Leben aufzubauen, das man sich wünscht. Auch das Wohlbefinden am Arbeitsplatz spielt eine wesentliche Rolle.

Was es zu diesem Wohlbefinden braucht, kann sich von Person zu Person unterscheiden, wichtig sind jedoch folgende Elemente:

  • ein ausreichendes Einkommen, das ein unabhängiges Leben und die Umsetzung persönlicher Vorhaben ermöglicht;
  • ein Gleichgewicht zwischen Privat- und Berufsleben, insbesondere mit Teilzeit- oder Homeofficemöglichkeiten und flexiblen Arbeitszeiten, wenn man dies wünscht;
  • eine sinnstiftende Tätigkeit,h. man versteht, wozu man etwas tut, und teilt die Werte des Unternehmens. Klaffen unsere Erwartungen an die Stelle und die Realität der täglichen Arbeit auseinander, können Motivationsverlust und berufliche Unzufriedenheit die Folge sein;
  • gute Beziehungen, die Austausch, Wertschätzung und Anerkennung fördern.