Psychische Gesundheit, Arbeitslosigkeit und Nichtbeschäftigung | SantéPsy.ch

Der Verlust des Arbeitsplatzes verändert den Lebensverlauf, und für die Betroffenen eine denkbar belastende Zeit darstellen. Die psychische Gesundheit kann durch Stress und die Sorge, dass die finanziellen Mittel nicht mehr zur Kostendeckung ausreichen, geschwächt werden. Aber der noch allzu oft negative Blick der Gesellschaft auf Menschen, die eine solche oft schwierige Phase durchmachen, belastet die psychische Gesundheit.

Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der regionalen Arbeitsvermittlungszentren, der privaten oder öffentlichen Sozialdienste sind allesamt Fachpersonen, die Menschen mit unterschiedlichen Schwierigkeiten im Zusammenhang mit Arbeitsplatzverlust, Arbeitslosigkeit oder längerer Nichtbeschäftigung betreuen. Sie spielen eine wichtige Rolle als Anlauf- und Zuweisungsstelle für die Betroffenen.

Negative Auswirkungen von Arbeitslosigkeit oder Arbeitsplatzverlust auf die psychische Gesundheit

Die psychische Gesundheit ist nicht zeitlich fixiert, sondern verändert sich im Laufe des Lebens. Ein neuer Lebensabschnitt wie auch bestimmte besondere Ereignisse stellen Herausforderungen dar und erfordern Anpassungsleistungen.

Einige dieser Phasen sind kritischer als andere und können die psychische Gesundheit belasten. Dies ist vor allem dann der Fall, wenn der Wechsel abrupt erfolgt und grosse Veränderungen im Leben mit sich bringt. In diesem Zusammenhang kann das Fehlen einer Arbeit ein Gefühl der Niedergeschlagenheit hervorrufen. Zahlreiche Studien bestätigen die negativen Auswirkungen der Arbeitslosigkeit auf den empfundenen Gesundheitszustand, die Morbidität, die Mortalität, die psychische Gesundheit und das Wohlbefinden. Der Verlust des Arbeitsplatzes ist daher oft ein traumatisches Ereignis, das Stress und negative Folgen mit sich bringt.

So kann Arbeitslosigkeit oder eine lange Zeit ohne Beschäftigung zahlreiche psychologische Reaktionen wie Langeweile, depressive Gefühle, Apathie, Angstzustände, ein vermindertes Selbstwertgefühl, Gefühle des Versagens, der Wertlosigkeit, der Ablehnung, der sozialen Isolation oder Frustrationen auslösen.

Zu den individuellen Faktoren kommt der kollektive Faktor der Stigmatisierung hinzu: Arbeitslose werden manchmal als Verantwortliche für ihre Situation angesehen und werden beschuldigt, nicht genug zu unternehmen, um aus ihrer Situation herauszukommen. Ist die Stigmatisierung verinnerlicht, kann sie das Selbstvertrauen untergraben. Wenn die Arbeitslosigkeit länger andauert, kann sie zu einem Krisenzustand und zu bedeutenden psychischen Schwierigkeiten führen.

Arbeitslose sind zudem stärker vom Konsum psychoaktiver Substanzen betroffen, die als Betäubungsmittel zum Ertragen der Situation ohne Arbeit betrachtet werden. Die Forschung zeigt, dass sich der Gesundheitszustand von Arbeitslosen mit zunehmender Dauer der Arbeitslosigkeit zu verschlechtern scheint.

Diese Situation erzeugt Spannungen, die den psychischen Gesundheitszustand beeinträchtigen, was wiederum die Fähigkeit der arbeitslosen Personen einschränkt, aktiv auf ihr Umfeld einzuwirken und eine Beschäftigung zu suchen. Arbeitslose, deren psychische Gesundheit nicht beeinträchtigt ist, haben eine höhere Chance, einen Arbeitsplatz zu finden als andere.

Vielfältige Situationen für Nichtbeschäftigung

Nicht alle Menschen sind im gleichen Ausmass betroffen. Die Erfahrung von Arbeitslosigkeit oder Nichtbeschäftigung kann neben der Dauer auch von anderen Faktoren abhängen: Alter, Geschlecht, Einkommen, persönliche oder soziale Ressourcen, Gründe für den Verlust des Arbeitsplatzes, Einsatz und Zufriedenheit an der früheren Arbeitsstelle, Hoffnung auf eine neue Beschäftigung.

Es ist wichtig zu berücksichtigen, dass unterschiedliche Personen von fehlender Arbeit und ihren Auswirkungen auf die psychische Gesundheit betroffen sind. Wenn man allgemeiner an Menschen denkt, die auf Arbeitssuche sind, finden sich auch solche, die aufgrund einer Krankheit oder Behinderung nicht vermittelbar sind, die ihre Arbeit aufgegeben haben oder Selbstständige, die einen Teil ihrer Tätigkeit oder ihres Einkommens verloren haben.

Auch Personen, die unfreiwillig in Teilzeit arbeiten oder von einer schlecht bezahlten prekären Beschäftigung abhängig sind, können in ihrer psychischen Gesundheit beeinträchtigt sein.

Umgang mit verletzlichen Personen im Zusammenhang mit dem Verlust des Arbeitsplatzes

Sozialarbeiter/innen, die in öffentlichen oder privaten Sozialdiensten tätig sind, oder Berater/innen für berufliche Wiedereingliederung sind täglich mit der Begleitung von Personen in Schwierigkeiten konfrontiert. Es ist sicherlich nicht immer einfach, diese Aufgabe innerhalb des vorgegebenen Rahmens zu erfüllen und gleichzeitig die psychische Verletzlichkeit dieser Personen einzubeziehen. Dies gilt umso mehr, als die Anlaufstellen heute sehr stark beansprucht werden, während die zur Verfügung gestellten Mittel nicht unbedingt dem gestiegenen Bedarf entsprechen.

Unabhängig vom Einsatzgebiet und auch ohne Fachwissen zu psychischer Gesundheit, leisten die Fachpersonen einen wertvollen Beitrag, indem sie die Personen, die von ihrer psychischen Verletzlichkeit berichten, in Empfang nehmen, ihnen zuhören und sie weiterleiten.

Diese bedeutende Rolle reicht manchmal sogar zur Unterstützung der Personen mit vorübergehenden Schwierigkeiten aus. Die Berücksichtigung der psychischen Gesundheit bei der Betreuung von Menschen, die ihren Arbeitsplatz verloren haben, kann sich erheblich auf das Wohlbefinden der Person und ihre Fähigkeit zur künftigen Wiedereingliederung auswirken.

Kenntnisse über die psychischen Schwierigkeiten der arbeitslosen Personen ermöglichen eine Anpassung und Optimierung der benötigten Betreuung.

Häufig zeigen sich psychische Schwierigkeiten in physischen Symptomen wie Rücken- oder Kopfschmerzen, Schlafstörungen usw. Und so ist es manchmal gesellschaftlich anerkannter zu sagen «Ich habe Rückenschmerzen» als «Ich fühle mich nutzlos» oder «Ich bin ängstlich».

Bedeutung der Fachpersonen, die arbeitslose Personen begleiten

Es gibt verschiedene Inhalte, die Fachpersonen und Freiwillige in der Begleitung von Personen, die ihren Arbeitsplatz verloren haben oder schon länger arbeitslos sind, zur Verfügung stehen.

PSY-GESUNDHEIT.CH hat zum besseren Verständnis der Auswirkungen des Arbeitsplatzverlustes auf die psychische Gesundheit und zur Information über zur Verfügung stehende Ressourcen eine Ausbildung für Fachpersonen und Freiwillige entwickelt.

Weitere Informationen zur Ausbildung finden Sie unter «Bildungsangebote».

Sich als Fachperson um sich selbst kümmern

Die Erfüllung der beruflichen Aufgabe und Betreuung psychischer Schwierigkeiten in einem Umfeld, das unter Druck steht, ist eine Herausforderung für Fachpersonen.

Selbstfürsorge ist in diesem Kontext deshalb besonders wichtig: zum Beispiel, indem man seine Sorgen mit einer vertrauensvollen Kollegin oder einem vertrauensvollen Kollegen teilt, Supervision in Anspruch nimmt oder an Weiterbildungen teilnimmt.

Die Nummer 143 der Dargebotenen Hand sowie die psychiatrischen Notfallnummern der Kantone stehen Fachpersonen in schwierigen Situationen ebenfalls zur Verfügung.

Weitere Informationen – verfügbare Unterlagen

Die Rubrik «Psychische Gesundheit und Arbeitslosigkeit« auf PSY-GESUNDHEIT.CH bietet zahlreiche Informationen und Ressourcen für arbeitslose Personen. Diese Inhalte können auch für die Fachpersonen, die sie begleiten, interessant sein und in der breiten Öffentlichkeit bekannt gemacht werden.

Viele Inhalte auf PSY-GESUNDHEIT.CH, insbesondere die Rubriken «Hilfe suchen», «Was tun im Notfall» oder «Ich mache mir Sorgen um die Gesundheit eines Angehörigen», enthalten hilfreiche Informationen als Ergänzung oder Erinnerung zu den bereits bekannten Inhalte.

Darüber hinaus ermöglicht die von mehreren Westschweizer Kantonen angebotene Ausbildung «Faire face au risque suicidaire» für Fachpersonen ohne Kenntnisse im Bereich psychische Gesundheit den Erwerb spezifischer Kompetenzen.